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….von herbstlichen Farbstürmen, einem Herrn Deuter samt Gefolge und nicht ganz so scheuen Reben….

Salut und viele liebe Grüße aus dem derzeit oberen Ruwertal! Egal, ob mit “Doppelwumms” oder ohne – der Herbst in Form des goldenen Oktobers hat nun endgültig auf den Hochwaldhöhen Einzug gehalten und ist nicht mehr zu leugnen. Während die Wälder draußen ihre schönste Farbenpracht in der Herbstsonne zeigen und Gute-Laune-Freuden versprühen, feiere ich derweil meine ganz persönliche Farbenpracht zuhause: Nachdem das durch und durch leuchtend intensiv-OP-Orange langsam an Farbe nachlässt, erstrahlt mein Bein in diversen Farbtönen der Farbpalette von grün bis blau, dazu tieflila mit vielfältigen Farbzwischentönen…..ein wahres Kunstwerk! Nach eingehender Inspizierung mit fachgerechtem Blick und vollauf interessierter Begutachtung der verschiedenen Wundpflaster in allen möglichen Formen und Größen war die Diagnose von Klein-Patenkind nach dem ersten Krankenbesuch ziemlich eindeutig: “Aua!” Diese Diagnose liegt tiefgründig richtig; und dies in einer Sprache, die auch ich verstehe, werter Herr Oberarzt!

Nun denn – mühsam ernährt sich das Einhörnchen…. Während die Blutergüsse wachsen, humpel ich von Tag zu Tag in kleinen Schrittchen weiter und die Vorfreude auf einen ersten größeren Spaziergang ohne Schmerzen wächst. Derweil übe ich mich in Geduld (die Paradedisziplin lässt grüßen!) und nehme euch mit auf eine Reise, die erst einige Wochen her ist – viel Freude beim gedanklichen Mitwandern!

Es war einmal in einem gar nicht so unbekannten Land in unserer Zeit, als sich eine kleine Gruppe hochwäldlerisch-musikalischer A- und B-Hörnchen anlässlich eines so ziemlich runden Doktorinnen-Geburtstages auf den Weg in das klingende Münster des Pfälzer Waldes machte, um dort ein Wochenende lang wandernd ihrer Mission zu folgen. Auf breiten und nicht ganz so breiten Straßen führte der Weg sie bis an ihr Ziel – ein Stiftsgut alter Gemäuer sollte ihre Wohnstatt für die kommenden Tage sein. Kaum hatten sie ihr Schlafgemach im Oberhaus gefunden, zog es sie auch schon hinaus, um ihren Orientierungssinn zu schärfen und ihm freien Lauf zu lassen. Sie wandelten entlang des Klingenbachs, schlenderten vorbei am Fuchsbau durch verwunschene Gärten und verschlafene Gässchen und querten mit etwas Abenteuerlust die ach so dicht befahrene Straße des kleinen Dörfchens.

Alsbald sammelten sie sich in größerer Runde im Klosterhof und wagten den ersten Anstieg durch das Dickicht hinauf zur Burg – (Abend)Essen gehen bekam für so manches A- und B-Hörnchen unter ihnen eine ziemlich wortwörtliche Bedeutung. Kaum erreichten sie die Anhöhe ihres Abendziels, landeckten sie und es eröffnete sich ihnen ein wunderbarer Weitblick in der Dämmerung des Abends, der ihren Blick in die Ferne der Weinberge, alsbald später in die Tiefe des Weinglases schweifen ließ. Während der Deuter unter ihnen unbedingt einmal im Kerker Probesitzen wollte, suchten seine Follower den ritterlichen Donnerbalken auf und froren arg mittelalterlich. Wärmende Obhut für die nächsten Stunden gewährte ihnen die Schänke, auch ohne Oberschienen. Nachdem das Navi der noch Suchenden im dritten Anlauf ohne Postleitzahl überlistet werden wollte, nahm nun denn auch der Rest vom Fest an der nicht mehr ganz so ritterlichen Tafel Platz und es wurde aufgetischt. Und so saßen sie in guter Stube, aßen und tranken und erzählten von ihren Reisen und Erlebnissen und beschlossen ihr Mahl mit einem süßlich geflammten Kuchen. Zu nächtlicher Stunde brachen sie dann auf, warfen einen lieblichen Blick auf den noch ausstehenden gezwegtschten Kuchen und begaben sich auf Umwegen zurück ins Tal hinab in das Stiftsgut. Nachdem sie die richtige Pforte gefunden hatten, legten sie sich danieder und ruhten aus von den Erlebnissen des Tages. Hage Mondn, Nachtn!

Und wie es auf Reisen desöfteren so sein mag, erwachten einige von ihnen am nächsten Morgen nicht erst vom Rufen des Weckers, sondern ließen sich bereits bei munterem Glockengeläut aus dem Bett gleiten und schlurften treppenhausabwärts, dem Duft des morgendlichen Kaffees entgegen. Alsbald war die Gruppe sodenn wieder beisammen, erfreute sich op des inklusiven Frühstücksbuffets mit unzählig vielen Glasbecherchen, bestaunte einen hellwachen Butterautomaten und Eierlei in verschiedenen Farben und stärkte sich für all das, was der noch so junge Tag für sie bereithalten wollte. Seltsame Menschen mit quergestreiften Verbindungen umgaben sie und saßen rechts und links von ihnen. Ein getigerter Stubenkater durchbrach das graue gestreifte Einerlei-Muster und schnurrte sie derart froh an, dass er ebenfalls Platz an ihrem Tisch nahm und dem gepudelten Vierbeiner der quergestreiften Verbindungen ziemlich gelassen thronend die Hausrechte absprach.

Kaum hatten sie dem Stubenkater Adieu gesagt, packten sie ihr Bündel und begaben sich auf der Suche nach dem Drei-Burgen-Weg hinauf durch die Wingert, vorbei an des Nikolaus‘ Kapelle. Dem Deuter folgten Herr und Frau Tatonka und die Ospreys hinein ins Piertchen, ins nicht ganz so dichte eher undichte Kiefernwäldchen. Auf der Suche nach der ersten Burg wanderten sie über Stock und Stein und stolperten über so manches Exemplar des gemeinen grünen stacheligen Keschten-Igels. Alsbald tauchten vor ihnen die Ruinen der ersten Burg auf und luden ein, sich auf jahrhundertealte Entdecker*innenreise zu begeben, auf den Spuren derer, die auch hier vor vielen vielen Jahren den geflammten Kuchen in den unteren Öfen der Burg zu backen wussten. Nachdem auch der letzte Winkel der Burg besichtigt wart und das holde Burgfräulein aus seinem tausendjährigen Schlaf nicht aufzuwachen vermag, zogen die A- und B-Hörnchen weiter den Wald hinauf, vorbei an hornissenhaften Bäumen mit waldreicher Aussicht, über diverse sagenumwobene Sandsteinplateaus hin zu des Martins hohem Turm.

Nachdem sie nur knapp einer Unfallquerung mit bergabrasenden Zweirädern entkamen, erklommen sie den Turm mit seinen gefühlten milljuhnen Stufen. Des Martins Turm erwies sich als sehr weiser Turm, der ihnen mit Freuden die Weite des umliegenden Landes zu erklären und benennen wusste. Ganz besonders entzückt war des Deuters Gefolge – die Trierer Heimatregion in memoriam eines ziemlich schrägen Filmes feiernd – mit Blick auf ein kleines Örtchen namens Freckenfeld: Freck langsam….!

Und so stiegen sie wieder hinab und der Weg führte sie alsbald wieder hinauf auf die Stäämännlhöh. Nachdem sie auch diese Sprachbarriere zu überwinden wussten, verstanden sie, was ihre nächste Herausforderung des Tages sein sollte: Sie bauten sogleich auf der Höhe steinreich mit, fanden nach einigem Suchen die passenden Wackelaugen und setzen sie gekonnt landschaftlich in Szene, dekorierten und maskierten was der Wald hergab und waren ganz entzückt op ihres bunten Herbststäämännls. Nach getaner Arbeit vernahm man allerseits vermehrt ein leises Magengegrummel über den Höhen und so beschlossen sie, sich dem noch ausstehenden gezwetschtgen Kuchen zu widmen. Und wiederum landeckten sie auf der Burg, banden ihre nicht vorhandenen Pferde im doch vorhandenen Burggraben an und begaben sich in den Innenhof, vorbei an quergestreiftem Allerlei – Kaffee un Koochen! So saßen sie da, speisten und tranken und fühlten sich selbst zeitreisenversetzt wie kleine Burgherren und -fräulein inmitten der altehrwürdigen Mauern.

Zum anschließenden Verdauungsspaziergängchen rief die kleine, aber feine Turmbesteigung. Das Angstloch geschafft, ging es hinauf in schwindelerregende Höhen – auch ohne 200kg Kettenhemdchengewicht eine wohlgenügende Anstrengung nach der verdienten Pause. Nachdem sich das Völkchen im Innenhof wieder gesammelt hatte, führte der Deuter sein Gefolge eine ziiiiiiemlich weite Runde quer durchs Unterdickicht zurück Richtung Herberge. Der Panoramapfad entpuppte sich in weiten Teilen als eher blickdicht und erst in Fast-Tallagen eröffnete er ihnen seine Fenster: Zwischen den Wingert winkte ihnen ein Gesteinsfernseher mit entspanntem Programm, dem sich der gedeutete Fred Feuerstein und Kollege Barney Geröllheimer für eine Steinzeitlänge hingaben. Nach kirchlichem Intermezzo kamen sie alsbald wieder im Stiftsgut an und gönnten sich ein zu Herzen gehendes Ruhepäuschen.

Wohlgeruht und ausgeruht machten sich die A- und B-Hörnchen des Abends ausgehbereit und folgten des Fuchsens Ruf in seinen Bau. Sie nahmen wiederum an einer Tafel Platz und erfreuten sich der Speisekarte, die omahafte Küchendüfte verbreitete, so dass die kulinarische Entscheidung nicht die leichteste des Abends werden sollte. Auch eine scheue Rebe lugte aus der Karte heraus und fand ihren Weg alsbald in Form einer ….räusper… mehrerer Flaschen auf den Tisch und sodenn in die Gläser – ein klingendes Prosit auf einen famosen Wandertag! Während sie anstießen und aßen und sprachen, drangen Worte über spritsparendes Fahren auf kurvenhaften Landstraßen an ihr Ohr und man*frau lauschte etwas befremdlich den dialekthaften Weissagungen älterer Herrschaften. Diese wurden glücklicherweise bald vom an die Fensterscheiben des Fuchsbaus prasselnden Regen abgewischt und ein rostiger Ritter rief zum Nachtisch, für dessen Gefolge nach einem üppigen Mahl doch noch ein Plätzchen in den unteren Magengegenden freigeräumt werden wollte. Wie gewohnt und über Jahrzehnte eingeübt brach die Gruppe “um Halwer” auf und verließ den Fuchsbau Richtung Heimatbau und fiel glückssatt und sowieso rundumsatt ins Bett. Nachtn!

Neuer Tag, neues Wanderglück – ein quergestreiftes Nicht-Verbindungsfrühstück und eine B-Hörnchen-Verabschiedung später und weiter geht die Reise ins Dahner Felsenland! Kaum verließen der Herr Deuter, Herr und Frau Tatonka und die übrig gebliebenen beiden Ospreys den Parkplatz, schlugen sie wider Erwarten nicht den Rentnerpfad ein, sondern schwangen sich schwungvoll den ersten Anstieg hinauf zum Jungfernsprung und wurden mit einer famosen sandsteinsagemumwobenen Aussicht auf das Tal belohnt. Der Weg führte sie auf Sandsteinpfaden inmitten durch das Land der Heiden…ähm der Heide, vorbei an dialektsprechenden ziemlich aufgeschlossenen und vor Wandertipps sprudelnden Menschen, ruff un widder roab, vorbei an Pilzen und Moosen und ziemlich viel Geläntttttter – es herbstelt auf dem Elwetritsche Pfad!

Die hoi Maggoi folgten auch ohne Maggi vertrauensvoll ihrem (Sternen)Deuter, der sie über den Lachberg hin zu den 99,999999 Stufen des Römerfelsens führte. Und wie es sich für ein Bergvolk gehört, musste auch hier der Eintrag ins Gipfelbuch folgen nachdem der Gipfel um so ziemlich plus minus Halwer erreicht worden war….. Berg Heil! Darauf noch einen Keks!

99,999999 Stufen später waren sie sodann wieder geerdet und führten ihre Wanderreise fort Richtung Neugierfels – und es herbstelte weiter und der Deuter deutete und die Ausblicke blickten aus und die Wander*innen wanderten und die Abstiege stiegen ab und der Hunger hungerte. Und wie könnte man*frau auch den Pfälzer Wald ohne zünftigen Besuch einer Pfälzer Wandervereinhütte verlassen? So ziemlich gar nicht! Also deutete der Deuter ihnen noch einmal den Weg über des Herrn Eisel Pfad, durch Talschneisen vorbei an einem ziemlich großen Vollpfosten hinauf zur Hütte. Ein dominanter Sauerkrautduft umhüllte Wald und Flur und ließ das Ziel in riechbare Nähe rücken. Sodann nahmen sie ihr letztes Festmahl inmitten des Waldes ein: Neben inkultivierten Maultauschen wartete ein etwas größer gewachsener Saumagen darauf, begutachtet und verzehrt zu werden, der größenportionstechnisch mehr als genug bat. Mehrere Traubensaftschorlen später wartete der Abstieg auf, der auf den letzten Metern noch in einen feinen Regenguss mündete – all-inclusive ist eben all-inclusive. Pünktlich um plus minus Halwer erreichten sie endlich nassen Fußes ihr trockenes Gefährt und machten sich wieder auf die Heimreise, zurück auf ihren geliebten Hochwälder Berggipfel inmitten des bekannten Heimatlandes.

…scheen woar et – villmols merci für dat quant Wochenend!

Ich wünsche euch schöne goldene Oktobertage – bleibt wohlauf und dem Leben verbunden!

Judith

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