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… #Lebenszeichen!

Magnolien im Trierer Palastgarten

Auch die unbequemste Quarantäne hat im Ungedulds-Status irgendwann ein Ende – dem Himmel sei Dank! Der erste nach-Corona-Spaziergang draußen in der Frühlingssonne? Feels like heaven – Ein Aufatmen mit allen Sinnen!

Kaum zu glauben, was die Natur da während meiner Quarantäne an neuen Farbsinfonien, Frühlingsdüften und Sinnenweiden geschaffen hat. Nach einer Woche Innenleben (kann frau jetzt so oder so verstehen) ist das erste Bad in der Sonne ein voller Genuss, das Moos fühlt sich fluffig weich an, die ersten grünen Blätter so wunderbar zart und das Wasser der dahinplätschernden Ruwer bietet dazu die passende wassermusikalische Umrahmung. #Lebenszeichen!

Nur mein inneres Walross hat noch nicht wirklich mehr Wasser unterm Kiel ähm unter den Füßen. Flossen meinte ich natürlich. Okay, okay – vielleicht hat sich der Walross-Status schon Richtung Schildkröte weiterentwickelt. Gefühlt so ein klitzekleines bisschen. Insgesamt komme ich mir aber eher vor, als würde ich beim Wettkriechen „Tempo, kleine Schnecke“ mitmachen und da der Fairness halber und sowieso überhaupt die Teilnehmer*innenurkunde nach Hause tragen. Gemäß dem Motto „Dabeisein ist alles“. Wenn da mal nicht Erinnerungen an so manches Schulsportfest hoch kommen….

Inneres Pulsbeben…

Der Gang zum Testzentrum in Sachen „ich-brauche-da-mal-noch-was-Offizielles“ lässt den Puls und die Herzbebenfrequenz dann nochmal rasant ansteigen und ist mit einer mittelprächtigen 15minütigen Aufregung verbunden. Tiiiiief durchatmen! Und irgendwann dann auch nochmal mindestens genauso tief ausatmen. Sonst wird’s eng. Ich kann Euch sagen: So ein negatives Testergebnis ist schon was Feines!

Im Himmelsblütenrosameer abgetaucht…

Das will gefeiert werden! Und wohin geht die Reise? Natürlich zuerst ins Postlädchen! Der Briefmarkenvorrat will nach gefühlten Ewigkeiten ja wieder aufgefüllt werden, damit die Schreibstunden auf Balkonien den Brieftauben neue Flugstunden bescheren.

… und dann wartet der Magnolienhain! 🙂

Ich kann mich an diesen wunderbaren Blüten einfach nicht satt sehen und freue mich jedes Jahr so sehr darauf und daran! Gefühlt fängt dann der Frühling so richtig an. Nach so viel Quarantäne ist ein Spaziergang unter strahlend tiefblauem Himmel unter dem Magnolienhimmelsblütenrosameer ein Segen. Ungefähr so muss sich der Himmel anfühlen. #Lebenszeichen!

grüne Bergfesthüttentischmomente…

Während der Telefonakku sich nun endlich sein wohlverdientes Ruhepäuschen gönnen darf, genieße ich es in vollen Zügen, wieder mit anderen am Tisch sitzen zu dürfen und gemeinsam zu essen, zu lachen, Wanderkarten auf den Kopf zu stellen und am Abend fröhlich und gelassen auf ein Küchenchaos zu blicken, das es absolut wert war. Und da große Wanderungen mit dem derzeitigen Stand meiner Lungenflügel noch nicht möglich sind, ist Gedankenwandern auch fast wie Wandern. Spinatknödel mit viel Soße trösten über die ausgefallene Vortour im Pfälzer Wald hinweg. Immerhin lässt das Grün schon mal eine Ahnung von Wald in mir aufsteigen. Und Spinatknödel schmecken per se sowieso immer schon ein bisschen nach Bergfest, Höhenluft und Hüttenankunft. Es kann also nur weiterGEHEN. Und wenn der Saharastaub schon so weit reist in diesen Tagen, gibt das doch allen Ansporn, auch wieder auf die Beine zu kommen! Im wahrsten Sinne des Wortes.

….Schneetiefer Winterabstecher….

Und während ich gedanklich schon auf Wanderrucksackpilgerwegen im Sonnenschein unterwegs bin, kommt Petrus doch allen Ernstes auf die Idee, noch einmal die schneebeladene Winterwolkenkiste auszupacken. Das mit der Zeitumstellung ist in den unteren Himmelsetagen wohl nicht angekommen…. Also wird aus einer Frühlingswanderung eine unverhoffte Schneewanderung mit ordentlich Schneeknirschen unter den Füßen, stiller Eifellandschaft und fröhlich-frostig-kalten roten Pausbäckchen… was da wohl der Esel gedacht hat?

…und sonst so?

  • Das erste Mal einkaufen und frau bemerkt schon nach der zweiten Supermarktregalreihe, dass der Adapter zur Welt irgendwie abhanden gekommen ist. Was um Himmels willen macht ein Menschenkind mit 10 Päckchen Mehl und gefühlten 23 Litern Speiseöl zuhause? Also, Ideen habe ich dazu schon im Köpfchen, aber mal ehrlich…..so viel Kuchen willst und kannst du gar nicht essen!
  • Die erste musikverein’sche Probe gleicht eher einer Lungenbläschenhochleistungsstunde. Puuuuuuh. Ich weiß ja, dass die schwarzen Balken mit den vielen Fähnchen auf dem manchmal nur noch wenig erkennbar weißen Hintergrund schon mal eine Herausforderung sind. Aber heute: Hallo, Kreislaufn, jemand ze hage?
  • Vielleicht ist das Köpfchen aber auch einfach denkmüde und langsam geworden nach so viel Tohuwabohu im großen und kleinen Weltengeschehen. Da verpasst eine Fortbildung in Sachen barrierefreie inklusive Öffentlichkeitsarbeit dem Ganzen noch das letzte I-Tüpfelchen für die Woche. Fazit: Die eigentliche Barriere ist wohl eher mein Köpfchen. In Sachen Technik, Hilfsmittel und Programmierung muss frau auch nicht alles wissen…. ich plädiere für eine unterstützende Kommunikation!
  • Denkmüde waren die Bürokolleg*innen jedenfalls nicht. Danke, dass die Pflanzen ohne Durststrecke durch die vergangenen Wochen gekommen sind!
  • Synagogen-Hopping der besonderen Art: 3 Tage, 3 Synagogen, 3 Begegnungen im deutsch-luxemburgischen-südeifeleranisch-moselländlichen Takt. Und wenn frau dann noch ein Abend mit Klezmermusik und Herzensverbundenheit in die Ukraine geschenkt wird – wo, wenn nicht hier, berühren sich Geschichte und Gegenwart, Tradition und Heute und münden in einen (musikalischen) Weltenklang?
  • … darauf noch ein Kleeblatttreffen in bekannt wirrer Manier und Gartenfreuden mit Klein-Patenkind! #Lebenszeichen!

Und dann waren sie auch schon rum, die sieben Wochen von Aschermittwoch an. Auf der Suche nach #Lebenszeichen hat die Hoffnung mal mehr, mal weniger Höhenflüge gemacht und die Freude sich zwischen Briefkasteninnenleben und Klaviertasten ausgetobt. Die Stärke wurde nicht nur in der Küchenschublade gesichtet und auch Licht war zu finden, wenn die Sonne auf Abwegen war. Die zögerliche Zuversicht will täglich neu betüdelt werden und braucht morgens nach dem Aufstehen besonderen Zuspruch, damit sie mit dem Vertrauen Hand in Hand durch den neuen Tag wandern kann. Und die Furcht? Auch die klopft immer mal wieder an der Haustür an und schaut auf einen Kurzbesuch vorbei. Alles wohl irgendwie Leben. Und inmitten dieser #Lebenszeichen steht dann auf einmal der Gründonnerstag morgens im Türrahmen, lächelt dich fröhlich an und sagt: Hier bin ich!

Gründonnerstag.

Was bietet sich da wohl Schöneres an, als auf eine liebe Einladung hin draußen durch den Lebensgarten zu wandeln und sich einfach mittendrin auf einer Wiese niederzulassen und gemeinsam zu picknicken? So am liebsten nach Mittag. Mit Blick in die Weiten des Tals und über die umliegenden Höhenzüge. Im leichten Wind, der mit den Locken spielt und bei Sonnenstrahlen, die die Haut aus dem Winterschlaf wachkitzeln und dir am nächsten Morgen eine rötliche Erinnerung an den ach so grünen Donnerstag schenken. Umgeben von bienenhummeligem Gesumme und schmetterlingshaften Blütentänzchen. Inmitten einer Landschaft, in der Gott unendlich weltvergessen und ziemlich großzügig Liebesschöpfungsküsse verteilt hat. Falls Gott Lippenstift trägt, ist sein Farbgeschmack auf jeden Fall rot-rosa-gelb-grün-weiß-blau-lebensverbunden-farbecht. Und die Küsse schmecken eindeutig nach Sommerwiesenblütentee und Zuckerstreusel.

„Ich habe euch ein Beispiel gegeben.“

„Teil dein Brot und deine Lebenskraft, dein Herzblut schenke um der Liebe willen.“*

Ungefähr so. Anfanghaft. Erdverbundene Himmelsgedanken, die im Dasitzen und Wandern, beim Teilen und Essen von Hefehäschen, Möhren und Klappschmieren, im Zuhören und Antwortenfinden sich irgendwo zwischen Erde und Himmel ausspannen und Verbundenheit schenken. Aufatmen. Durchatmen. Danke sagen. Fühlt sich gut an. #Lebenszeichen.

Karfreitag.

Der Chef und ich haben Verständigungsprobleme. Schon was länger, so mindestens sieben Wochen lang. Abends beim Blick in die Nachrichten führen wir die meisten Diskussionen. Streiten manchmal. Oder schweigen uns an. Heute erst recht. Ich bin müde, fühle mich erschöpft. Ich will nicht mehr diskutieren oder zum 593. Mal die Frage nach dem Warum stellen.

Anna. Oleg. Julija. Aleksij – heute denke ich besonders an sie. Ich frage mich, ob es gerecht ist, dass ich hier mit meiner Teetasse sitze und auf das ruhige Ruwertal schaue, es mir eigentlich gut geht und gerade an nichts fehlt. Außer – und zwar ziemlich außer – an Frieden, auch in mir drin.

Und dann werde ich wieder wütend und weine. Ich will die Welt nicht diesen Toaperten überlassen. Stammele und stottere hier rum mit dem Gefühl, trotz eines laufenden Meter 85 so klein und ohnmächtig zu sein. Und ich weiß nicht, wohin mit meinen Fragen, meiner Wut, meiner Ungeduld….es muss doch Anderes möglich sein!

Ich denke an den, der vor 2.000 Jahren ähnliche Gedankenwirrungen hatte. Dem das, was er gesehen hat, nicht genug war. Der gefragt und hinterfragt hat, der angefragt und hinterfragt wurde. Der in allem Tohuwabohu die Hoffnung nicht aufgegeben hat, der trotz allem Hände zur Versöhnung ausgestreckt hat und eine andere Welt für möglich gehalten hat. Und deshalb von Hoffnung, Liebe, Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit erzählt hat. Und auch Elend, Verzweiflung, Angst, Scheitern, Ohnmacht rausgeschrien hat. Trotzdem-Hoffnung?

„Auf dich hab ich….du würdest mich nie…du nicht… Ich lege die Zukunft in deine Hände.“*

Karsamstag…

Der hängt irgendwo zwischen den Welten. Im Dazwischen. Da fühle ich mich derzeit auch öfter zuhause. In der Schwebe. Mit mehr Fragen als Antworten im Kopf. Zwischen dem Alten und Gewohnten und dem, was ich noch nicht richtig sehen und begreifen kann. Eine leise Ahnung des Anderen ist da. Gepaart mit einer großen Sehnsucht nach Lebendigkeit. Nach Gerechtigkeit, Frieden, Wandlung.

… Richtung Ostermorgen

„Er, den ihr sucht, er ist nicht hier!“*

Nicht hier. Zumindest nicht dort, wo ich denke. Nicht nach meinen Vorstellungen. Prinzipien und Denkmuster durchbrechend. Welten verwandelnd. Heißt aber auch: Anderes ist möglich! Anders glauben. Anders hoffen. Anders lieben. Anders denken. Anders handeln. Anders leben. Trotzdem. Oder erst recht. Aufstehen. Auferstehen. #Lebenszeichen.

„Du, der uns für das Licht gemacht hat,
dass wir leben – und der Tod wird nicht mehr sein.“*

LEBEN! Heute schon. Trotzdem. Jetzt erst recht. Los geht’s!

Ich wünsche Euch hoffnungsfrohe und lebendige Ostertage – bleibt wohlauf und dem Leben verbunden!

Judith

*Die Texte stammen von Huub Oosterhuis.

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