Allgemein

  • ….von herbstlichen Farbstürmen, einem Herrn Deuter samt Gefolge und nicht ganz so scheuen Reben….

    Salut und viele liebe Grüße aus dem derzeit oberen Ruwertal! Egal, ob mit “Doppelwumms” oder ohne – der Herbst in Form des goldenen Oktobers hat nun endgültig auf den Hochwaldhöhen Einzug gehalten und ist nicht mehr zu leugnen. Während die Wälder draußen ihre schönste Farbenpracht in der Herbstsonne zeigen und Gute-Laune-Freuden versprühen, feiere ich derweil meine ganz persönliche Farbenpracht zuhause: Nachdem das durch und durch leuchtend intensiv-OP-Orange langsam an Farbe nachlässt, erstrahlt mein Bein in diversen Farbtönen der Farbpalette von grün bis blau, dazu tieflila mit vielfältigen Farbzwischentönen…..ein wahres Kunstwerk! Nach eingehender Inspizierung mit fachgerechtem Blick und vollauf interessierter Begutachtung der verschiedenen Wundpflaster in allen möglichen Formen und Größen war die Diagnose von Klein-Patenkind nach dem ersten Krankenbesuch ziemlich eindeutig: “Aua!” Diese Diagnose liegt tiefgründig richtig; und dies in einer Sprache, die auch ich verstehe, werter Herr Oberarzt!

    Nun denn – mühsam ernährt sich das Einhörnchen…. Während die Blutergüsse wachsen, humpel ich von Tag zu Tag in kleinen Schrittchen weiter und die Vorfreude auf einen ersten größeren Spaziergang ohne Schmerzen wächst. Derweil übe ich mich in Geduld (die Paradedisziplin lässt grüßen!) und nehme euch mit auf eine Reise, die erst einige Wochen her ist – viel Freude beim gedanklichen Mitwandern!

    Es war einmal in einem gar nicht so unbekannten Land in unserer Zeit, als sich eine kleine Gruppe hochwäldlerisch-musikalischer A- und B-Hörnchen anlässlich eines so ziemlich runden Doktorinnen-Geburtstages auf den Weg in das klingende Münster des Pfälzer Waldes machte, um dort ein Wochenende lang wandernd ihrer Mission zu folgen. Auf breiten und nicht ganz so breiten Straßen führte der Weg sie bis an ihr Ziel – ein Stiftsgut alter Gemäuer sollte ihre Wohnstatt für die kommenden Tage sein. Kaum hatten sie ihr Schlafgemach im Oberhaus gefunden, zog es sie auch schon hinaus, um ihren Orientierungssinn zu schärfen und ihm freien Lauf zu lassen. Sie wandelten entlang des Klingenbachs, schlenderten vorbei am Fuchsbau durch verwunschene Gärten und verschlafene Gässchen und querten mit etwas Abenteuerlust die ach so dicht befahrene Straße des kleinen Dörfchens.

    Alsbald sammelten sie sich in größerer Runde im Klosterhof und wagten den ersten Anstieg durch das Dickicht hinauf zur Burg – (Abend)Essen gehen bekam für so manches A- und B-Hörnchen unter ihnen eine ziemlich wortwörtliche Bedeutung. Kaum erreichten sie die Anhöhe ihres Abendziels, landeckten sie und es eröffnete sich ihnen ein wunderbarer Weitblick in der Dämmerung des Abends, der ihren Blick in die Ferne der Weinberge, alsbald später in die Tiefe des Weinglases schweifen ließ. Während der Deuter unter ihnen unbedingt einmal im Kerker Probesitzen wollte, suchten seine Follower den ritterlichen Donnerbalken auf und froren arg mittelalterlich. Wärmende Obhut für die nächsten Stunden gewährte ihnen die Schänke, auch ohne Oberschienen. Nachdem das Navi der noch Suchenden im dritten Anlauf ohne Postleitzahl überlistet werden wollte, nahm nun denn auch der Rest vom Fest an der nicht mehr ganz so ritterlichen Tafel Platz und es wurde aufgetischt. Und so saßen sie in guter Stube, aßen und tranken und erzählten von ihren Reisen und Erlebnissen und beschlossen ihr Mahl mit einem süßlich geflammten Kuchen. Zu nächtlicher Stunde brachen sie dann auf, warfen einen lieblichen Blick auf den noch ausstehenden gezwegtschten Kuchen und begaben sich auf Umwegen zurück ins Tal hinab in das Stiftsgut. Nachdem sie die richtige Pforte gefunden hatten, legten sie sich danieder und ruhten aus von den Erlebnissen des Tages. Hage Mondn, Nachtn!

    Und wie es auf Reisen desöfteren so sein mag, erwachten einige von ihnen am nächsten Morgen nicht erst vom Rufen des Weckers, sondern ließen sich bereits bei munterem Glockengeläut aus dem Bett gleiten und schlurften treppenhausabwärts, dem Duft des morgendlichen Kaffees entgegen. Alsbald war die Gruppe sodenn wieder beisammen, erfreute sich op des inklusiven Frühstücksbuffets mit unzählig vielen Glasbecherchen, bestaunte einen hellwachen Butterautomaten und Eierlei in verschiedenen Farben und stärkte sich für all das, was der noch so junge Tag für sie bereithalten wollte. Seltsame Menschen mit quergestreiften Verbindungen umgaben sie und saßen rechts und links von ihnen. Ein getigerter Stubenkater durchbrach das graue gestreifte Einerlei-Muster und schnurrte sie derart froh an, dass er ebenfalls Platz an ihrem Tisch nahm und dem gepudelten Vierbeiner der quergestreiften Verbindungen ziemlich gelassen thronend die Hausrechte absprach.

    Kaum hatten sie dem Stubenkater Adieu gesagt, packten sie ihr Bündel und begaben sich auf der Suche nach dem Drei-Burgen-Weg hinauf durch die Wingert, vorbei an des Nikolaus‘ Kapelle. Dem Deuter folgten Herr und Frau Tatonka und die Ospreys hinein ins Piertchen, ins nicht ganz so dichte eher undichte Kiefernwäldchen. Auf der Suche nach der ersten Burg wanderten sie über Stock und Stein und stolperten über so manches Exemplar des gemeinen grünen stacheligen Keschten-Igels. Alsbald tauchten vor ihnen die Ruinen der ersten Burg auf und luden ein, sich auf jahrhundertealte Entdecker*innenreise zu begeben, auf den Spuren derer, die auch hier vor vielen vielen Jahren den geflammten Kuchen in den unteren Öfen der Burg zu backen wussten. Nachdem auch der letzte Winkel der Burg besichtigt wart und das holde Burgfräulein aus seinem tausendjährigen Schlaf nicht aufzuwachen vermag, zogen die A- und B-Hörnchen weiter den Wald hinauf, vorbei an hornissenhaften Bäumen mit waldreicher Aussicht, über diverse sagenumwobene Sandsteinplateaus hin zu des Martins hohem Turm.

    Nachdem sie nur knapp einer Unfallquerung mit bergabrasenden Zweirädern entkamen, erklommen sie den Turm mit seinen gefühlten milljuhnen Stufen. Des Martins Turm erwies sich als sehr weiser Turm, der ihnen mit Freuden die Weite des umliegenden Landes zu erklären und benennen wusste. Ganz besonders entzückt war des Deuters Gefolge – die Trierer Heimatregion in memoriam eines ziemlich schrägen Filmes feiernd – mit Blick auf ein kleines Örtchen namens Freckenfeld: Freck langsam….!

    Und so stiegen sie wieder hinab und der Weg führte sie alsbald wieder hinauf auf die Stäämännlhöh. Nachdem sie auch diese Sprachbarriere zu überwinden wussten, verstanden sie, was ihre nächste Herausforderung des Tages sein sollte: Sie bauten sogleich auf der Höhe steinreich mit, fanden nach einigem Suchen die passenden Wackelaugen und setzen sie gekonnt landschaftlich in Szene, dekorierten und maskierten was der Wald hergab und waren ganz entzückt op ihres bunten Herbststäämännls. Nach getaner Arbeit vernahm man allerseits vermehrt ein leises Magengegrummel über den Höhen und so beschlossen sie, sich dem noch ausstehenden gezwetschtgen Kuchen zu widmen. Und wiederum landeckten sie auf der Burg, banden ihre nicht vorhandenen Pferde im doch vorhandenen Burggraben an und begaben sich in den Innenhof, vorbei an quergestreiftem Allerlei – Kaffee un Koochen! So saßen sie da, speisten und tranken und fühlten sich selbst zeitreisenversetzt wie kleine Burgherren und -fräulein inmitten der altehrwürdigen Mauern.

    Zum anschließenden Verdauungsspaziergängchen rief die kleine, aber feine Turmbesteigung. Das Angstloch geschafft, ging es hinauf in schwindelerregende Höhen – auch ohne 200kg Kettenhemdchengewicht eine wohlgenügende Anstrengung nach der verdienten Pause. Nachdem sich das Völkchen im Innenhof wieder gesammelt hatte, führte der Deuter sein Gefolge eine ziiiiiiemlich weite Runde quer durchs Unterdickicht zurück Richtung Herberge. Der Panoramapfad entpuppte sich in weiten Teilen als eher blickdicht und erst in Fast-Tallagen eröffnete er ihnen seine Fenster: Zwischen den Wingert winkte ihnen ein Gesteinsfernseher mit entspanntem Programm, dem sich der gedeutete Fred Feuerstein und Kollege Barney Geröllheimer für eine Steinzeitlänge hingaben. Nach kirchlichem Intermezzo kamen sie alsbald wieder im Stiftsgut an und gönnten sich ein zu Herzen gehendes Ruhepäuschen.

    Wohlgeruht und ausgeruht machten sich die A- und B-Hörnchen des Abends ausgehbereit und folgten des Fuchsens Ruf in seinen Bau. Sie nahmen wiederum an einer Tafel Platz und erfreuten sich der Speisekarte, die omahafte Küchendüfte verbreitete, so dass die kulinarische Entscheidung nicht die leichteste des Abends werden sollte. Auch eine scheue Rebe lugte aus der Karte heraus und fand ihren Weg alsbald in Form einer ….räusper… mehrerer Flaschen auf den Tisch und sodenn in die Gläser – ein klingendes Prosit auf einen famosen Wandertag! Während sie anstießen und aßen und sprachen, drangen Worte über spritsparendes Fahren auf kurvenhaften Landstraßen an ihr Ohr und man*frau lauschte etwas befremdlich den dialekthaften Weissagungen älterer Herrschaften. Diese wurden glücklicherweise bald vom an die Fensterscheiben des Fuchsbaus prasselnden Regen abgewischt und ein rostiger Ritter rief zum Nachtisch, für dessen Gefolge nach einem üppigen Mahl doch noch ein Plätzchen in den unteren Magengegenden freigeräumt werden wollte. Wie gewohnt und über Jahrzehnte eingeübt brach die Gruppe “um Halwer” auf und verließ den Fuchsbau Richtung Heimatbau und fiel glückssatt und sowieso rundumsatt ins Bett. Nachtn!

    Neuer Tag, neues Wanderglück – ein quergestreiftes Nicht-Verbindungsfrühstück und eine B-Hörnchen-Verabschiedung später und weiter geht die Reise ins Dahner Felsenland! Kaum verließen der Herr Deuter, Herr und Frau Tatonka und die übrig gebliebenen beiden Ospreys den Parkplatz, schlugen sie wider Erwarten nicht den Rentnerpfad ein, sondern schwangen sich schwungvoll den ersten Anstieg hinauf zum Jungfernsprung und wurden mit einer famosen sandsteinsagemumwobenen Aussicht auf das Tal belohnt. Der Weg führte sie auf Sandsteinpfaden inmitten durch das Land der Heiden…ähm der Heide, vorbei an dialektsprechenden ziemlich aufgeschlossenen und vor Wandertipps sprudelnden Menschen, ruff un widder roab, vorbei an Pilzen und Moosen und ziemlich viel Geläntttttter – es herbstelt auf dem Elwetritsche Pfad!

    Die hoi Maggoi folgten auch ohne Maggi vertrauensvoll ihrem (Sternen)Deuter, der sie über den Lachberg hin zu den 99,999999 Stufen des Römerfelsens führte. Und wie es sich für ein Bergvolk gehört, musste auch hier der Eintrag ins Gipfelbuch folgen nachdem der Gipfel um so ziemlich plus minus Halwer erreicht worden war….. Berg Heil! Darauf noch einen Keks!

    99,999999 Stufen später waren sie sodann wieder geerdet und führten ihre Wanderreise fort Richtung Neugierfels – und es herbstelte weiter und der Deuter deutete und die Ausblicke blickten aus und die Wander*innen wanderten und die Abstiege stiegen ab und der Hunger hungerte. Und wie könnte man*frau auch den Pfälzer Wald ohne zünftigen Besuch einer Pfälzer Wandervereinhütte verlassen? So ziemlich gar nicht! Also deutete der Deuter ihnen noch einmal den Weg über des Herrn Eisel Pfad, durch Talschneisen vorbei an einem ziemlich großen Vollpfosten hinauf zur Hütte. Ein dominanter Sauerkrautduft umhüllte Wald und Flur und ließ das Ziel in riechbare Nähe rücken. Sodann nahmen sie ihr letztes Festmahl inmitten des Waldes ein: Neben inkultivierten Maultauschen wartete ein etwas größer gewachsener Saumagen darauf, begutachtet und verzehrt zu werden, der größenportionstechnisch mehr als genug bat. Mehrere Traubensaftschorlen später wartete der Abstieg auf, der auf den letzten Metern noch in einen feinen Regenguss mündete – all-inclusive ist eben all-inclusive. Pünktlich um plus minus Halwer erreichten sie endlich nassen Fußes ihr trockenes Gefährt und machten sich wieder auf die Heimreise, zurück auf ihren geliebten Hochwälder Berggipfel inmitten des bekannten Heimatlandes.

    …scheen woar et – villmols merci für dat quant Wochenend!

    Ich wünsche euch schöne goldene Oktobertage – bleibt wohlauf und dem Leben verbunden!

    Judith

  • Auszeit unter Segeln – Mee(h)rzeit!

    Ahoi und Goeden Dag!

    Nach einer Woche Auszeit unter Segeln auf dem Ijseelmeer und dem holländischen Wattenmeer bin ich wieder im Heimathafen gelandet. Auch nach zwei Tagen mit festem Boden unter den Füßen schwankt mein Köpfchen noch ordentlich. Während die Seegang-Toleranz in diesem Jahr äußerst hoch angesiedelt war und es keinerlei Beschwerden an Bord gab (mit Ausnahme etwas verengter Platzverhältnisse bei einem laufenden Meter 85), hat die Landkrankheit derweil Einzug gehalten. Schon seltsam, wenn das eigene Sofa schwankt und die Bilder an der Wand auch eine gewisse Wanderschaft nach oben und unten üben. Vielleicht will mir mein Kopf aber auch leise mitteilen, dass das Fernweh noch nicht gestillt ist – denn: nach dem Reisen ist schließlich vor dem Reisen!

    Der liebe Petrus hat es in diesem Jahr besonders fein mit uns gemeint: Nachdem in den vergangenen Jahren meist Regen und Wind- und Sturmböen in unschönen Höhenlagen auf uns niederprasselten und für ein gutes Magentraining sorgten, gab es in diesem Jahr die gesamte Wetterpalette von Sonnenschein bis hin zu – ihr ahnt es schon – Sturmböen am letzten Tag! Ohne können wir dann doch nicht segeln. Aber zum fünfjährigen Jubiläum darfs ja auch schon mal meehr sein.

    Nun denn. Mein Schlafsack absolviert gerade seine wohlverdiente Lüftungskur auf Balkonien und auch der Lockenkamm hat immerhin die ersten Entwirrungsversuche nach einer Woche hardcore-Wind-und-Sturm-Lockenchaos hinter sich, die Erfolge werden langsam entworren sichtbar…..autschn. Und nun sitze ich hier mit hochgelegten Beinen, klicke mich durch Unmengen an Fotos und inneren Bildern und lasse die Tage auf See noch einmal innerlich in mir nachklingen. Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen und Schauen der neuen lebens.verbunden-Post!

    Den ausführlichen Bericht könnt ihr in der neuen Ausgabe lesen (hier geht’s zur Anmeldung). 

    Ich wünsche Euch schöne Septembertage mit genügend weitem Raum unter euren Füßen! Bleibt wohlauf und dem Leben verbunden! Judith

  • Spätsommergeschichten in Tallagen und auf Berggipfeln

    unterwegs auf dem Seeweg mit Blick auf den Schwarzsee (Montafon)

    Salut und viele liebe Grüße aus dem Ruwertal,

    hier kommt eine neue lebens.verbunden-Post, diesmal in spätsommerlichen drei Akten und einigen Leseseiten bild- und wortreicher Lebensverbundenheit mehr als sonst. Den ausführlichen Bericht könnt ihr in der neuen Ausgabe lesen (hier geht’s zur Anmeldung). Hier folgen nun ein paar Bergimpressionen:

    „Manchmal muss man in sich hören,

    manchmal muss man gehen,

    neue, fremde Wege wagen,

    denn sonst bleibt man stehen.

    Ehrfurcht, Demut, staunen lernen,

    sehen wie ein Kind;

    dass wir alle so verschieden

    Gottes Kinder sind.

    In den wilden Bergen oben,

    sehen die Kirche der Natur –

    all das habt ihr uns ermöglicht

    und hier stehen wir:

    Manchmal muss (will) man Danke sagen

    für das tolle „WIR“.

    ….pfüat di!

    Das Leben in all seinen Facetten habe ich in diesen Tagen gespürt und Menschwerdung und inneres Wachstum erfahren dürfen – bei mir und bei anderen. In diesen Tagen waren meine Gedanken oft bei einer mir fremden und doch so eng verbundenen Frau aus Frankreich: Heute vor fünf Jahren habe ich Stammzellen für sie gespendet. Auch wenn wir uns nie persönlich kennenlernen werden, würde ich es jederzeit noch einmal tun, um jemand anderem die Chance auf Heilung und Leben zu vergrößern.

    Lasst euch auch registrieren und werdet selbst zu potentiellen Spender*innen!

    Und meldet euch gerne, wenn ihr Fragen habt oder mehr dazu wissen wollt – ich erzähle euch gerne von meiner Stammzellspende.

    In diesem Sinne: Bleibt wohlauf und dem Leben verbunden!

    Judith

  • Alletage-Sommermomente in heimatlichen Gefilden

    Ein herzliches sonniges Salut und viele liebe Grüße aus der Alletage-Sommerwelt von Balkonien!

    Nach Wochen des Unterwegs-Seins und dem permanentem aus-dem-Rucksack-Leben war ich doch nun tatsächlich mal wieder ganze drei Wochen am Stück zuhause – sehr zur Freude meiner Wohnung, die beinahe schon eine Vermisstenanzeige aufgegeben hätte, vom Briefkasten ganz zu schweigen. Während viele gerade ihren Sommerurlaub in fernen Gefilden verbringen und aus den Alltagswelten flüchten, erzählt diese neue Ausgabe der lebens.verbunden-Post von kleinen und großen Alltagsgeschichten dieser Tage. Nicht nur aufgrund der unglaublichen Temperaturen, die täglich eine neue Herausforderung für den frau-eigenen Kreislauf bieten, folgen diese Sommertage einem langsameren Puls als sonst – tausche allegro gegen andante. 🙂

    Während mein Kalender ruhigere Tage mit wenigen Terminen verspricht, genieße ich es, die vergangenen so gefüllten Wochen in meinem Kopf und auf dem Schreibtisch zu sortieren und Raum für neue Kreativität und neue Ideen zu schaffen. In den freien Stunden bieten eine zeitvergessene Momo und Etty Hillesum (im mittlerweile dritten Anlauf, Asche auf mein Haupt!) Lesesommermomente – welch ein beinahe vergessenes Vergnügen!

    Und da sich ja bekanntermaßen auch hier fein wandern lässt, hat es mich (nicht nur zur Vorbereitung auf die nächsten Pilgertage) in den vergangenen Wochen immer wieder in die bizarren Felsenlandschaften der Südeifel und der kleinen Luxemburger Schweiz gezogen. Auch bei hohen Temperaturen lässt es sich dort mitten im Wald unter noch grünem Blätterdach zwischen den Felsen prima aushalten. Die Bilder dieser lebens.verbunden-Post geben euch einen kleinen Eindruck von diesem herrlichen Fleckchen Erde – und wollen dazu einladen und Abenteuerlust wecken, diese Welt einmal selbst zu erwandern und zu entdecken!

    Meine persönlichen Ein-, Aus- und Ansichten aus den sommerlichen Alltagsgefilden:

    • Wenn Klein-Patenkind mit einem bis hinter die Ohren schoki-verschmierten Gesicht im Türrahmen steht und dir lauthals und freudestrahlend verkündet, dass es jetzt Urlaub hat – zu köstlich! Im Klang der Stimme des Dreijährigen waren die mindestens fünf Ausrufezeichen mehr als deutlich hörbar. So klingt Prioritätensetzung und Lebensweisheit aus einem Kindermund. 🙂
    • Es klezmert! Projekttage mit klingenden Menschen und noch tiefer nachklingenden Mittagspausen geben einen frohen Vorgeschmack auf das, was da noch kommen und klingen mag…..con anima, merci!
    • Auf Pilgervortour bei soliden plus deutlich mehr als 30 Grad in südeifeler Hang- und Sandsteinlagen trifft frau zwei Herren aus des Nachbars luxemburgischem Ländchen:

    „Moien! Dir sidd d’Fra op der TV!“ „Ähm, nee….?“ „Jo, jo, déi Fra, déi ëmmer alles erkläert.“ frau innerlich: Ich versuche mich schon an Welterklärversuchen, aber defintiv nicht im Luxemburger TV – wobei, lass kurz überlegen….wäre vielleicht eine durchaus lukrative Abwechslung zum alltäglichen Allerlei… aber: “Nee, ech sinn et net.“ „Oh, entschëllegt, dann hunn ech dech verwiesselt.“ „Net schlëmm, kann jo passieren.“ „Hutt dir eng Doppelgänger?“ „Ähm, nee….net datt ech weess…“

    …auf gefühlte hundert Frage-Antwort-Duelle im lëtzebuergesch-houwäller-Platt-Sprachenmisch-masch folgten alsbald noch Wandertourenvorschläge für mindestens weitere 30 Tage – wenn das mal keine grenzüberschreitende Kultur- und Sprachenverständigung ist! Die kann nur noch von einem Wassertretbecken-Telefonat mit rhoihessischer Sprachgrenzerweiterung getoppt werden. Und da soll frau mal abends heimfahren und sagen, sie hätte an einem hundsgewöhnlichen Wochentag nichts erlebt…

    • Einen neuen Schlafsack braucht frau – und der ist nach gefühlten Milljuhnen Warte-Lieferzeiten dann auch endlich da. Motto des Schlafvergnügens: „Wherever you go, live your dreams!“ Angesichts dieser heißen Temperaturen plädiere ich eher für „sleep your dreams!“
    • A pro pro heiße Sommertemperaturen: In diesen Tagen mutiert frau zur nachtaktiven Eule – über Tag ist selbst das Plätzchen auf Balkonien zu viel für den Lockenkopf. Es sei denn, geplante und ungeplante Eisgeschichten warten auf, da muss nicht mehr lange verhandelt werden. 🙂 Der Weg ins Städtschie will ja schließlich belohnt und – im wahrsten Sinne des Wortes – ausgekostet werden. Und ein nachmittäglicher oder spontaner Abendspaziergang Richtung Eisdiele geht ja immer.
    • Der liebe Petrus hat in seinem Jahreszeitenspiel den Ruwer-Randstreifen wohl aus dem Regenprogramm herausgenommen. Angesichts dieser Steppenlandschaft ist die Freude ob der Biokiste, die da immer noch wöchentlich kommt, nicht zu bremsen. Welch Wunder, dass da draußen überhaupt noch irgendetwas wächst und die Farbe grün besitzt!
    • „Stil ist mehr als das Ende eines Besens!“ – Wie auch sonst ließe sich ein wunderbarer lass-uns-in-den-Geburtstag-hinein-Feiern-Abend bei Freunden besser in einem Satz zusammenfassen? Schön war’s, Lachmuskeltraining und Horizonterweiterung inklusive!
    • Wandertour Nummer zwei für die Woche endete in einem feinen Sandsteintreppen-Salto im Fast-Spagat mit Beinahe-Fußbruch und fliegender Kamera….ein Hoch auf die halbwegs trainierte Fußgelenkmuskulatur! Und den Laub-Landeplatz für die Kamera. Ich sah mich schon wieder das Saarburger Krankenhaus um mehrere Tonnen Gips erleichtern – vielleicht reichen die absolvierten fünf Armbrüche aber auch einfach mal als lebenslanges Kontingent aus….tief durchatmen, danke!
    • Spontaner Besuch aus der Schweiz mit tief- und nachklingenden Gesprächen nach einem gefühlten Jahrzehnt – das nenne ich ja mal einen fulminanten Wochenauftakt!
    • Wunderlampen – mehr noch als das Essen, bieten die Gespräche nicht nur Wiedersehensfreude, sondern führen auch einmal quer durchs Wunderland…wen wundert’s?
    • Die besten Pilgervortouren sind wohl die, die zum Sonnenaufgang starten und enden, wenn der Rest der Welt gefühlt erst aus dem Bett aufsteigt.
    • Das Flattern des Sonnensegels lässt die Vorfreude auf die Segelwoche langsam anklingen. Mal gespannt, ob das wieder eine Gummistiefelwoche an Bord gibt oder wir doch ausnahmsweise mal das Sonnenlos gezogen haben……Wetteinsätze werden noch angenommen!
    • Was war das? Hört ihr das auch? Kaum zu glauben, es hat tatsächlich mal einen Regenguss von oben gegeben! Frau hat schon fast vergessen, wie sich ein Regentropfen-Prelude gen Fensterscheiben anhört. Da lockt der Lockenkopf – und es zieht frau zu einem spontanen Barfußtänzchen raus auf Balkonien….herrlich!
    • Männerchörchenprobe an lauem Sommerabend mit weit geöffneten Fenstern – ungefähr so klingen Sommerserenaden! „Frieden sei dieser Welt beschieden!“ – Wie fein wäre es, wenn der Frieden aus deutlich mehr als dem bloßen Austeilen von Friedens-Notenblättern bestünde? Fangen wir im Kleinen schon mal an.
    • Ein freies Wochenende – auf nach Postkartenlandia!
    • Herzlichen Glückwunsch zum 30. Geburtstag, kleiner Bruder, und ein lebensverbundenes Prosit gen Himmel! Lieber hätte ich hier unten mit dir angestoßen und in diesen Tagen das Leben gefeiert.

    Und eines Nachmittags flog – getragen von einem warmen Sommerlüftchen – die Geisttaube vorbei und ließ sich unter den Weiten des Sonnensegels neben mir nieder, legte ihr Köpfchen schräg in den Nacken, schaute mich erwartungsvoll an und ermunterte mich, endlich das auszuprobieren, was ich schon so lange immer mal machen wollte, aber aufgrund gefühlt hundert anderer Sachen, chronischen Unterwegsseins, Corona-Müdigkeit und sowieso nie begonnen habe. Und hier seht ihr das vermeintliche Schnipsel-und-Wortfetzen-Chaos….

    ….. samt chaos-kreativem Ergebnis, das aus dem Nachklang der Begegnungen und Erlebnisse der vergangenen Wochen erwachsen ist und da noch weiter werden will. Dieses könnt ihr in der aktuellen Ausgabe der lebens.verbunden-Post nachlesen. Hier geht’s zur Anmeldung.

    Ich wünsche euch schöne August-Sommertage mit viel Erholung, Lebendigkeit, Wanderwundern und Gesprächen im Gottesgarten! Bleibt wohlauf und dem Leben verbunden!

    Judith

  • Die Bergziegenprüfung ist bestanden, der Sommer kann kommen!

    Voilà – es ist vollbracht! Nach mehreren Trainingslagern in den Bergen, auf den Bergen und am Fuße der Berge sowie in diversen Mittelgebirgs-Hügelklassen und im Innenleben von Literatur-Schreibtischbergen habe ich meine erste offizielle Bergziegenprüfung nun bestanden – und das trotz so mancher Kopfkarussellrundfahrten und noch immer lädierten Lungenflügeln….(noch) nicht zu fassen!

    An dieser Stelle sei ein herzliches Dankeschön meinen beiden überaus ambitionierten Kollegen gesagt, die mir mehr zugetraut haben als ich mir selbst und die mir mehr als einmal einen freundschaftlichen Anstups gaben (zum Glück nur im übertragenen Sinne) und nicht müde wurden, meinem Köpfchen auch zum 384. Mal den Umgang mit einem Kompass zu erklären. Nicht nur mein Orientierungssinn bedankt sich dafür. Ebenso ein großes Danke allen anderen, die so viel Rückenwind in den letzten Tagen gen Allgäu geschickt haben! 🙂

    Bei gefühlten 24-Stunden-Dauer-Lerntagen während der Ausbildungswoche habe ich sage und knipse nur eine handvoll Bilder gemacht – das will was heißen! (Diese Bilder müssen natürlich unbedingt in diese Ausgabe, für Qualität diesmal keinerlei Gewähr, ihr seht es mir nach!). Gott sei Dank ist auch der Humor gegen Ende der Woche wieder zurückgekehrt – und so gibt es hier einen kleinen Rückblick:

    • Als mehr oder weniger einziges Nordlicht inmitten von Bayern, Schwaben, Franken und Co. sollte ein Sprachkurs grundlegender Bestandteil jeder Ausbildungswoche sein. Jenseits des Weißwurstäquators soll frau sich auf die Schnelle zurechtfinden….griaß di!
    • Wolkige Abendeinheit mit Cumulus congestus, Nimbostratus, Cirrocumulus und Co – da haste das Wolkenchaos, willkommen im Ratespiel! Zum Glück haben in den eigenen hinteren Hirnwindungen doch noch ein paar Überbleibsel eines Latein-LKs überlebt, die die Trefferquote leicht erhöhen.
    • Wolkenkurzfazit: Federnde schwebende Schäfchen sind ok, bei nahender Kaltfront bleibst du besser im Haus und isst Kaiserschmarrn. Keine Diskussion.
    • Der Kompass und ich – rückwärts und seitlich einschneiden. Und oben ähm nördlich und sowieso und überhaupt. Und selbst wenn frau den Planzeiger zur Hand hat, will das nicht heißen, dass auch ein Plan da ist. Und was sind schon zwei Kartenmillimeter unter Wanderkolleg*innen so lange der Maßstab passt?
    • Paradedisziplin Natur- und Umweltbildung. So lange es seeeeehr eindeutig und markant blüht, geht der Punkt auf mein Konto. Nach dieser Woche hat sich mir zumindest die Orchideenwelt soweit erschlossen, dass wir uns halbwegs ohne Buch beim Vornamen begrüßen können. Sogar international, dem Türkenbund sei dank! Die Gras- und Gedönsfamilie bekommt auf die nächsten Jahre hin gesehen noch eine bis mehrere Chancen, lateinische Vor- und Zunamen sind dabei allerdings grundsätzlich ausgeschlossen.
    • Diese blumige Paradedisziplin kann nur noch von der Tierwelt geschlagen werden, da schlägt das Herz der Vegetarierin höher! Erkenntnis der Woche: Gämsen tragen Maske – und das mit Stil und ganzjährig, auch außerhalb von Pandemiezeiten. Zum Glück ging die Prüfungsfrage bezüglich Lebendgewicht und Speisekarte an mir vorüber….
    • Auch der beste Bergkäse kann im Rucksack bei diesen Temperaturen nicht spurlos mitgetragen werden. So gibt’s auf dem Gipfel halt Kochkäse. Wenn anders, so doch auch lecker.
    • Und wenn wir gerade beim Speiseplan sind: Auf diese Bergwoche folgt definitiv eine Müsliriegel-Abstinenz! Der Bedarf ist für die nächsten Wochen mehr als gedeckt.
    • Laut Ausbildungsleitung befinden wir uns mitten in der Welt der kleinen Allgäuer Grashügel. Die Betonung liegt auf „klein“. Unabhängig von Gras, Geröll oder Schrofen – die feinen tausend Höhenmeter im Aufstieg (ganz geschweige vom Abstieg) spüren die Füße am Ende des Tages trotzdem. Bei diesen Sommertemperaturen sowieso.
    • Rautek-Griff, Stocktrage und Hubschrauber-Einweisung will geübt sein – und schon im Üben hofft frau, dass dies eine bloße Theorie bleibt und im Unterwegssein nie gebraucht werden muss.
    • Prüfungstechnisch reicht es jetzt vorerst mal wieder für einige Zeit. Definitiv. Daran ändert auch ein bayrisches Nach-Prüfungs-Bier am Lagerfeuer nichts.

    Fazit: In sieben Tagen hat auch das Nordlicht bewiesen, dass es kein Konditionsschwammerl ist…die nächste Bergtour kann kommen!

    Mit dieser Ausgabe der lebens.verbunden-Post verabschiede ich mich nun in eine sommerliche Pause, in der mein Köpfchen sich sortieren und neue Ideen sammeln kann. Anbei gibt’s noch einige Impressionen aus der Ausstellung „Alltagsmenschen“, die mir per Zufall bei einem Besuch in Koblenz begegnet sind….vielleicht findet ihr euch ja wieder? 🙂

    Ich wünsche euch schöne Sommertage, ob mitten im Alltag oder in allen Tagen, ob zuhause oder unterwegs; sucht Euch ein schattiges Plätzchen und bewahrt einen kühlen Kopf.

    Bleibt wohlauf und dem Leben verbunden!

    Judith

  • Wanderexerzitien in den südtiroler Dolomiten

    Griasdi!

    Während mein Wanderrucksack endlich seine wohlverdiente Lüftungskur auf Balkonien absolviert, die qualmenden Socken eine Schaumparty in der Waschmaschine feiern und auch der letzte aus den Tiefen des Rucksacks hervorgekramte übriggebliebene Müsliriegel seinen Platz in der küchenschränklichen Warteschlange für die nächste Tour gefunden hat, sitze ich hier mit hochgelegten Beinen, schaue mir die Bergbilder an und lasse die Exerzitientage in den Dolomiten noch einmal innerlich in mir nachklingen. Und weil Bilder manchmal mehr als tausend Worte sagen, ist diese neue Ausgabe der lebens.verbunden-Post diesmal mehr bilder- denn wortreich.

    Los geht’s – schnürt in Gedanken die Wanderschuhe, cremt euch noch einmal ordentlich mit Sonnencremepaste ein, füllt den Rucksack mit Nüsschen, warmer Kleidung und vergesst die Trinkflaschen nicht!

    Und dann wandern wir los, einmal quer durch den Naturpark Fanes-Sennes-Prags, über Stock und Stein, vorbei an Seen und über Blumenteppiche, bergauf und natürlich auch wieder bergab – denn nach jedem „Berg Heil“ ruft ja bekanntlich eine Hütte.

    Ein- und Ansichten nach einer Woche Wanderexerzitien:

    • Warum muss Südtirol auch gefühlte hundert Autostunden entfernt liegen? Zum Glück sind nach den ersten Schritten in dieser fantastischen Bergwelt die Autostunden schnell vergessen.
    • Einschlafen mit Kuhglockengeläut will auch gelernt sein. Vor allem dann, wenn die vierbeinigen Damen auf der Wiese gefühlt die ganze Nacht unter deinem Fenster liegen und beim Wiederkäuen nicht den (musikalischen) Takt halten.
    • Der Wanderrucksack – und täglich neu beginnt das Tetris-Pack-und-Suchspiel! Wo war nochmal……?
    • Der erste Anstieg – und die lädierten Coronalungenflügel werden gleich mal auf die Probe gestellt. Wohl dem, der da durchatmen kann…
    • Wandern ist irgendwie wie nach Hause kommen – mit jedem Schritt in die Weite der Berge bahnt sich ein Weg durch die innere Gebirgslandschaft.
    • Tourenplanung deluxe: Wohin gehts denn heute? Nehmen wir den freistehenden Backenzahn! Wie auch immer der Berg richtig heißt, ihr wisst schon….
    • Wenn das Gewitter schneller um die Ecke kommt als frau denkt – tief durchatmen, Beine in die Hand und Abstieg! Danke, lieber Petrus – es war fünf vor 12! Auf den Schreck muss erstmal ein Apfelstrudel her. Und der schmeckt im sicheren Trockenen heute besonders gut.
    • Kuhfladen-Slalom ist eine nicht zu unterschätzende Bergdisziplin…..pratsch!
    • Col Toronn oder die Schildkröte. Zu gut luxemburgisch auch Deckelsmouk genannt. Wohl dem, dessen Fantasie keine Grenzen gesetzt sind! Wie dem auch sprach-auswahltechnisch sei: Ein Meditationsstündchen auf dem Deckel der Kröte in Ehren kann frau nicht verwehren. 🙂
    • Auch Regenhüttennachmittage wollen gelernt sein.
    • Holunder.Schorle.BIG. Oder: Blackcurrant.Schorle.BIG. Mit rotem Faden lässt sich besser durch den Abend kommen.
    • Täglicher Höhenmetermessvergleich: Irgendwie muss sich ja auch hier der laufende Meter 85 bemerkbar machen.
    • Es gibt Begegnungen, die du nicht wirklich vollumfänglich sehen und erleben willst…. mit Räuber Hotzenplotz zum Beispiel.
    • Zwischen Spinatknödeln, selbstgemachter Pasta und anderen kalorienhaltigen Freuden darf ein Bergtag ruhig ausklingen – auf die verbrannten Kalorien, die da wieder Einzug halten wollen!
    • Der Bildungscharakter von Tischgesprächen ist nicht zu leugnen.
    • Es wacholdert und hollert ganz schön im Hütteninnenleben – ein Prosit auf den letzten Abend und die Woche! Und überhaupt.

    „….nachdem ER zu ihnen und mit ihnen gesprochen hatte, stiegen sie wieder hinab aus den Bergen und gingen hinein in ihr alltägliches LEBEN. Die Begegnungen und Erlebnisse der vergangenen Tage erfüllten ihr Sein, sie spürten, dass sein liebevoller Blick weiterhin auf ihnen ruhte, sie trauten sich, ihrer Sehnsucht weiten Raum zu schenken, sie ahnten, dass Anderes auch möglich sei, sie übten sich weiterhin geduldig im Lassen und öffneten ihr Herz, damit Neues wachsen möge.“

    ….buen Camino! Bleibt wohlauf und dem Leben verbunden!

    Judith

  • …von Dauer-Ohrwurm-Schleifen und zaunblickhaften Zeitreisen durch die Welten…

    Gudde Moien!

    Der Sommer kündigt sich mit wehenden Fahnen ähm Sonnensegeln an und die Temperaturen lassen eine heiße Vorahnung dessen aufsteigen, was da in den nächsten Wochen noch so kommen mag – das kann ja Eis werden! Nachdem ich meinen Sommerplatz auf Balkonien in einem schattigen Plätzchen zwischen blühenden Kornblumen, rotwerdenden Erdbeeren, den zarten Düften von Madame Lavendel und anderen blühenden Blumen, deren Namen ich (noch) nicht kenne, eingerichtet habe, sind das doch die optimalen Rahmenbedingungen, um eine neue lebens.verbunden-Post auf Reisen zu schicken. Und während Herr Rosmarin noch mit Frau Pfefferminzchen über das alltägliche Kleinerei debattiert, schreibe ich hier schon mal die ersten Zeilen – Los geht’s!

    In dieser neuen Ausgabe möchte ich Euch mein persönliches Best of der vergangenen Wochen nicht vorenthalten: Nachdem Petrus das Land über Pfingsten mit ordentlich Regen gesegnet hat und Klein-Patenkind der festen Überzeugung war, unbedingt auf “Schnecken-Jagd” gehen zu müssen, grüßt das ach so verschlafene Murmeltier an einem Pfingstdienstagmorgen und grinst dich fröhlich um die Ecke an. Pandemiebedingt ist der Winterspringhüpfschlaf diesmal um ganze zwei Jahre verlängert worden. Und so hieß es dann auch 2022 nach gefühlten Ewigkeiten endlich wieder: “Willi, hei komme mir!” Da simma dabei, dat is priiiiiiima….!

    Doch spulen wir einmal zurück in der Geschichte dieses etwas verrückt anklingenden grenzübergreifenden und manchmal auch (im wahrsten Sinne des Wortes) grenzüberschreitenden Völkchens, das sich links und rechts der Sauer vor so circa ungefähr kopfrechnerisch mehr oder weniger zwanzig Jahren plus minus in einer ach so heiligen lauwarmen Route EchterNACHT mit einem Sprangprëssessiouns-Ohrwurm in Dauerschleife infizierte und seit dem nicht mehr von diesem Päischten Dënschdeg zu Iechternach lassen kann. “Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder!” trifft auf dieses vierblättrige Kleeblatt jedenfalls nicht zu. Also im pauschalen Großen und Ganzen nicht. An der Feinjustierung lässt sich arbeiten, ebenso an der Form, denn frau*mann geht ja mehr oder weniger mit dem Zeitgeist. Und da Kleeblätter auch nicht jünger werden, startete die höchstpersönliche Route Echternach im sagenumwobenen Jahr 2022 dann auch altersgerecht angepasst an einem Morgen und nicht mehr um Mitternacht. Und in vierer-Kleeblatt-Besetzung statt inmitten jugendlicher Firmscharen.

    Und so schreiben wir jenen Päischten Dënschdeg anno 2022, der wie auch die vielen anderen nicht mehr oder weniger in die Geschichtschroniken eingehen wird. Wir begeben uns in das Tal der Sauer, wo das Geschehen an diesem Morgen seinen Lauf nahm. Und – wie könnte es auch anders sein – begann auch dieser Morgen wieder mal mit der Überwindung etlicher Sprachbarrieren, die zwischen Maulkörben und Abkürzungsgekrakel im Tafelkreidestil auf T-Shirt-Vorlagen schon vor der neun auch die hinteren Gehirnwindungen zu einer ordentlichen Morgendenkgymnastik einluden.

    Nachdem der Maulkorb dann als Maulkorb erkannt wurde und auch der Uhrenvergleich zwischen den Ländchen diesseits und jenseits der Sauer einem harten Prüfstand unterzogen wurde, packte das Kleeblatt sein Bündel, schnallte die Birkenstocksandalen und begab sich ohne Herrenhandtäschen und unter den Blicken irritierter und amüsierter lokaler Blumendekorateure sur le pont. Und sogleich erhielten sie ihre erste Lektion des Tages: Bus ist nicht gleich Bus und sechs nach neun ist und bleibt sechs nach neun. Nun denn – hinein in den Bus und auf nach Echternach!

    Kaum war der luxemburgische Morgenstern in Sichtweite, verließ das Kleeblatt auch schon den Bus und begab sich auf gepflasterten Wegen mitten hinein ins Pilgerstädtchen. Als sie die Spitze des Turms der Basilika sahen, erschallte bereits ein ziemlich lautes und dumpfes “Geeeeeeeeeeeeeeegrüßet” durch die Gassen. Kurz zuckten sie zusammen (denn sie waren ja nicht wirklich gemeint), erdeten sich neu und schritten gemütlich – ab durch die Mitte – gen Abteiplatz, mitten hinein in das Pfingstspektakel! Und es dauerte nicht lange, bis der Sprangprëssessiouns-Ohrwurm an ihnen vorbeirauschte, sie erfüllte und sie von dortan für die kommenden Stunden nicht mehr losließ.

    Auf dem Abteihof tauchte das Kleeblatt ein in den Weltenklang verschiedener Jahrhunderte und Geschichtsepochen. Und sie trafen auf einfach gewandete Menschen aller Generationen in blauen Hosen und weißen Hemden, die sich bereits warmhüpften und deren Sprangprëssessiouns-Ohrwurm ihren Füßen freien Sprung verlieh. Unter ihnen befanden sich ebenso in ziemlich gehäufter Anzahl Herren in wallenden Gewändern, die Schleppe schlurfend ihre brokaten Stickereien angelegt hatten und schreitend spitzgewändrig eckige Hutmoden auf ihren Köpfen trugen. Ein Weihrauchduft umhüllte ihre Erscheinung während auch sie ihren Platz suchten. Die Dame mit der Nummer 19 in der Hand unterbrach jäh ihr Kopfkino und forderte sie mit dem Herrn daneben auf, ihr weißes Tuch zu zücken und sich einzureihen. Und während so manches Köpfchen sich noch innerlich an ein “es liest und übersetzt” erinnerte, fragte sich der Lockenkopf unter ihnen, wer hier wem die hebräischen Leviten zu verlesen vermag und wo genau es bitte zur Übersetzung von überauszeitvergessenkatholisch in Richtung 2022 gehen möge. Ein Mundschutz hätte zumindest zeitweise geholfen, die eigenen Mundwinkel etwas entspannter durch diesen Morgen gehen zu lassen…..

    “Da da dadaaaaa, da daa daa daa daa,….” – Hallo wach, wei gät et loss! Gut hüpf! Inmitten einer holländischen Pilgerschar – wir befinden uns ja immerhin im Herzen Europas – setzte das Kleeblatt sodann zu seinem ersten Sprung an, sortierte seine Füße in alle Himmelsrichtungen und sprang – vorbei an Totalitäten, Eisdielen und Pilger*innen aller Herren und Damen Länder – durch die Straßen von Echternach. Und während die Füße hüpften und der Lockenkopf wippte, wanderten auch die Gedanken aus und gingen auf Reisen bis hin in die Kindheitstage, als das Echternacher Highlight noch ein Besuch mit Oma und Opa “op dem Kirmes-Määrtchen im feinen Ländchen” war und mit einem Eis gekrönt wurde. Und sie sprangen und sprangen und sprangen, über Stein und Stein (ein Stock wurde nicht gesichtet), begleitet vom Wumms so mancher Trommel und dem selbstbewussten Einsatz oder Versatz manches Blechbläsers, bergauf und bergab, trockenen Hauptes durch die Torespforten hinein zu dem, der auch eingeladen hatte: Goude Moien Willi, hei seen ma näis – villmolls merci! Und: fir datt et Fridde gëtt – und nicht nur Friede im Himmel!

    Und was tun Pilger*innen nach dem Pilgern? Rischtisch. Einkehren und speisen. Und da sich auf einem Bein bekanntermaßen weder gut stehen noch laufen noch springen lässt, bedurfte es zeitweise auch zwei Quiche, um wieder auf dem Boden der Tatsachen anzukommen. Der Morgenstern rief alsbald zum Aufbruch und so setzte sich das Kleeblatt wieder in Bewegung und holte den Bus. Nach einer Landpartie und einer Busreise durch ungezählte luxemburgische Dörfchen, vorbei an 15 Briefkästen, 3957 Kühen, Milljuuuuuunen Grashalmen, verwunschenen und freistehenden Häusern und durch verwinkelte Gässchen hatte dann auch der Busfahrer ein Einsehen und setzte das Kleeblatt nach gefühlten 45 Minuteneinheiten sur le Pont kurz vor der sauren Grenze wieder an die frische Luft. Und so packte das Kleeblatt wieder sein Bündel, schnallte die Birkenstocksandalen noch etwas enger und wandelte ohrwurmtrunken zurück an seinen Ausgangspunkt des Tagesgeschehens. Man stieß – natürlich alterskonform – mit einem großen Glas Wasser auf das Erlebte, das da verarbeitet werden wollte, an, ermahnte in lauten Gedanken noch einmal die Lordschaft und verabschiedete sich bis zu einem nächsten Wiedersehen – Nee, wéi schéin an flott dat war!

    Ein pfingstliches Sprangprëssessiouns-Fazit:

    • “Da da dadaaaaa, da daa daa daa daa,….” – es ohrwurmt! Und zwar noch Tage danach. Noch nicht genug gehabt? Dann gibt’s hier noch was auf die Öhrchen.
    • Ausgeschlafen sieht frau mehr von der Welt. Ob sie all das dann auch sehen will, ist eine ganz andere Frage.
    • Der Geist weht, wo er will. Hoffentlich.
    • So manche Spitze ist wirklich die Spitze ähm der Gipfel.
    • Bei einer nächsten Veranstaltung ähnlicher Art springt frau wieder auf der Position links außen, denn dort lässt sich bekanntlich noch besser nach dem Rechten sehen. Kinners, haltet euch immer schön links, sonst fallt ihr vom rechten Spitzenrand herunter!
    • Springprozessionen sind auch eine Form von Konditionstraining für die Berge.
    • Wie immer ist die Welt zu Gast im Ländchen! Manche Menschen trifft frau nur einmal im Jahr – und das im Herzen Europas. Danke, Willi!
    • Trotz so manch erlebter Skurrilität zieht es frau doch immer wieder her – ein Auf- und Ab-Gehüpfe durch den Strom der Zeiten und Generationen. Und Weltanschauungen. Und sowieso. Nennt man – glaube ich – lebenslanges Lernen oder so. Lässt sich in solidarischer Kleeblattbesetzung auf jeden Fall mit viel Humor durchleben und nicht nehmen.
    • Erkenntnis des Tages: Kopfsteinpflaster von althochdeutsch pflastar und lateinisch ausgeliehenem emplastrum oder griechisch klingendem émplastron (….dat Känd woar jo op der déier School!) in einer von gefühlt hundert möglichen Übersetzungen zu gut deutsch Heilpflaster und Wundpflaster – wenn das nicht mal eine Steilvorlage für eine unmögliche Doktorarbeit über die ach so heilpflasternde Wirkung eines Springens in einer fünfreihigen Prozession über Kopfsteinpflaster durch die Straßen eines altehrwürdigen Städtchens im Herzen von Europa und dessen ohrwurmhaltigen andauernden Therapienachklängen ist! Freiwillige vor! Zumindest der Arbeitstitel hätte schon mal genügend Wörter, um später den Status einer wohldurchforschten erkenntnistiefen und erlebnispädagogischen Doktorarbeit zu erlangen.

    ….in diesem Sinne nehme ich für heute die Kurzfassung und durchaus sommerliche Abkürzung:

    In Dei nomine feliciter!

    Genießt froh die frühsommerlichen Tage, vertraut auf des Geistes Wehen, das manchmal so ganz anders daherweht als gedacht, und wagt zaunblickhafte Zeitreisen – Ich verspreche euch, ihr werdet definitv Neues entdecken! 🙂

    Bleibt wohlauf und dem Leben verbunden!

    Judith

  • ….von Alltagslandungen und himmlischen Momenten…

    Es gibt sie, diese Momente im Leben, in denen du seit Wochen innerlich platzt vor Vorfreude auf den bevorstehenden Urlaub und gefühlt kurz vor der Abfahrt ein Anruf alles wieder auf Null setzt. Alltagslandung in Form eines ziemlich harten Bauchplatschers. Während ich mich bereits gedanklich barfuß am Ostseestrand wandern sah und vom Picknick in den Dünen beim Sonnenuntergang träumte, war das Leben anderer Meinung und stornierte kurzerhand meine Urlaubspläne – Willkommen in der Realität!

    Gefühlte hundert Hirnwindungen, Tränen und Wutausbrüche später ist die Mutprobe angenommen und akzeptiert – und drei kalenderleere Wochen wollen neu gefüllt werden. Und da Badewannen für laufende 1,85m grundsätzlich kein Ersatz für die Ostsee sein können, spielt das Urlaubsleben nun an den Stränden von Ruwer, Nahe, Glan und Rhein – manchmal liegt das Schöne ja so Nahe!

    Und so will ich heute einfach danke sagen – all denen,

    …die mir in den vergangenen Tagen spontan die Tür geöffnet haben und Zeit geschenkt haben.

    …die meinen Briefkasten mit so vielen Gruß- und Segenswünschen für ein weiteres Lebensjahr gefüllt haben, angerufen haben und musikalische Grüße geschickt haben – ihr seid umwerfend!

    …die Rückenwind geschenkt haben und Gastfreundschaft ermöglicht haben.

    …die mit mir durch diese Tage gewandert und gepilgert sind.

    …von Herzen Dank!

    Rückblickend war die Mutprobe gar nicht so schlimm. Als neue Herausforderung hat sich eher die Unmöglichkeit etabliert, Eisdielen am Wegesrand zu ignorieren und daran vorbeizuspazieren. Aber: Es gäbe durchaus schlimmere Versuchungen! 😉

    gestrandetes maienkind

    zurückgespült

    ans ufer des alltags

    im kastanienblütenregen

    schickt der windhauch

    zärtliche sonnenküsse

    für den moment ist es genug

    nicht gut, nicht perfekt

    aber genug

    zum leben

    zum weitergehen

    zum himmel spüren

    Und so folgt hier ein Einblick in Urlaubstage der so ganz anderen Art:

    Ein unerwarteter musikverein’scher Polkaabend auf Balkonien in fremden Landen lässt die Gedanken zu der A-Hörnchen-Reihe eines gewissen Bergvolks wandern:

    An einem Sonnabend träumt der Franz auf der Vogelwiese seinen böhmischen Traum von den wir Musikanten und schiebt noch eine Gablonzer Perle Nummer 17 hinterher. Da kann die Rosamunde nur noch mit einem Gruß an Kiel zurückschauen und nimmt des Amboss’ Polka mit zum Stelldichein in Oberkrain. Da tuschlart der Walter, da bummerlt der Franz, es rundelt der Siegfried während der Kurt noch ne Runde Wein mit dem Franz auf der Vogelwiese gäbelt.

    Fazit: Wo Musik erklingt, ist das Herz zuhause!

    Preisfrage: Wie viele Polkae (latinum vivum ;)) haben sich hier versteckt? Bei kreativer postalischer Einsendung der Lösung wartet eine Überraschung auf!

    Ein Nachmittag an (in) der Nahe – und der Sommer hält Einzug!

    Gestärkt von Unmengen an Erdbeerkuchen und einem Kaffe geht’s auf zum Nahestrand – Schuhe und Strümpfe aus, die Steine unter den nackten Füßen spüren und barfuss ab ins Wasser! Mit geschlossenen Augen fühlt sich das fast wie Ostsee an. Der Sommer kann kommen, ob mit Pipapa oder ohne, ich bin bereit!

    Auf Spurensuche in Mainz zwischen jüdischen Grundsteinen und dem Hier und heute wartet Herr Chagall mit einer äußerst blauen Stunde über den Dächern von Mainz auf – Atemholen und Durchatmen an einem solch heißen Fast-Sommertag! Inmitten von Blautönenspielen kommen Körper und Geist zur Ruhe, wandert der Blick durch die Zeitfenster zu den eigenen Wurzeln himmelwärts und leiser Engelklang wird hörbar.

    Und auf dem Weg zur Synagoge gilt ein schattiger Gruß dem Vater Rhein, während Mutter Courage mir ihre eindeutige Botschaft hinterherruft: Pace e bene, Frieden und Heil – so sei es!

    Und das Beste kommt zum Schluss: Pilgertage auf dem Rheingauer Klostersteig

    Lehnt euch in eurer imaginären Hängematte zurück, schnappt euch einen Keks (denn Kekse gehen immer) und ein Getränk eurer Wahl und kommt mit auf eine Pilgerreise der ganz besonderen Art:

    Es war einmal eine kleine, sehr lebendige Pilgerguppe irgendwo zwischen 1,65m und gefühlten 2m Pilgerlänge, die aus den eifelaner Hitzen eines unbeschreiblichen Sommermärchens hervorging und seit dem um immer wieder neue Pilger*innen heranwuchs. Auf Wunsch einer Einzelnen à la „Da könnte man ja auch mal noch pilgern“ begab sich das Kellenbacher Orgateam auf Vortour, begutachtete Klöster und Herbergen und fand jedes Postkartenlädchen in den versteckten Winkelgassen von Eltville. Und so sollte es an jenem Maienwochenende sein, dass sich die lebendige Pilgerguppe auf den Weg ins Rheingau machte und selbst noch Platz für ein gestrandetes Maienkind hatte, das da doch mitgeHOLT werden wollte.

    Inmitten des abgeschiedenen Tals, eingebettet in den Wäldern des Taunus, begann ihr Pilgerweg am Kloster Eberbach, das heute den mehr oder weniger monastischen Weinstein zurückliegender Jahrhunderte atmet. Nachdem sie den Namen der Rose abermals nicht gefunden hatten, zogen sie nach einer Umrundung des Klosters gesegnet den Steig hinauf und suchten derweil nach einer Antwort auf die Frage, ob Rhabarber nun denn reif sein kann oder nicht.

    Frau Delbrêl unterbrach ihre Rhabarberfragen und lud sie ein, ein Stück des Weges mit ihnen im Schweigen zu laufen, vorbei an weißen Rotzlingen und pappigen Hopflingen. In der Glut der vormittäglichen Hitze erklommen die Pilger*innen sodenn die Hallgartener Zange um sich anschließend unter den Dächern des himmlisch grünen Blätterdaches ihrer ersten Mittagspause zu widmen…..darauf noch einen Keks!

    Beschwingt führte der Weg sie von nun an bergab durch das Pfingstbachtal, vorbei an großen und kleinen Wundern, zum Ruheplatz am Fischweiher – ganz gemäß dem Psalm 23. Wäre da nicht der Freischneider gewesen (der übrigens nicht Teil des Psalms ist), der ihr Ruhepäuschen unsanft unterbrach und zum Aufbruch rief. Doch bevor der Rucksack wieder sein Plätzchen auf dem Rücken fand, erfolgte noch eine kleine biologische Freiluftstunde zwischen Kaulquappen und Libellen und einigen Hypothesen ob des Gehölz, das da mehr oder weniger unbewohnt im Weiher schwomm.

    Alsbald führte der Weg – wie könnte es auch anders sein – wieder durch den Wald hinauf, Wegschilder suchend und findend, hinaus in die Wingert. Hier eröffnete sich der lebendigen Pilgergruppe ein unglaublicher Weitblick über den Rheingau bis nach Rheinhessen, wobei einen der Pilgernden spätestens dort die heimatlichen Gefilde übermannten. Und schon leuchtete am Ende des Weges die Rosengasse auf, die den Pilgernden für eine Nacht Herberge bieten wollte. Den Rucksack kaum abgestellt, rief Wien auch schon zum Nachmittagscafé – natürlich standesgemäß mit einer Melange aus Erdbeerkuchen und anderen kalorienhaltigen Lebensfreuden.

    Aus der Zeit der Wiener Klassik zog der Pilgerstrom weiter und war für kurze Zeit zu Gast bei Hof im Schloss Johannisberg – inmitten adrett-schwarz-weiß-grau gekleideter smarter Menschen mit großen Autos setzen die Pilger*innen per pedes mit ihrer bunten Wanderkleidung die passenden Farbtupfer ins höfische Landschaftsbild. Nach dem Besuch einer romanisch-heimatlich einfachen Schlosskapelle wähnte sich manch eine schon fast in Burgund.

    Nach einem Gruß an den Chef, die liew Mamm und die entzückende Orgel rief ein Gläschen Sekt im Wingert und läutete den außerordentlichen Pilgerfestabend ein, der wenig später seinen fulminanten Ausklang auf der Terrasse mit Blaubeerpfannkuchen unter Palmen im Sonnenuntergang fand. So manche Raumwunderfrage blieb auch an diesem Abend ungelöst – und so folgten die Pilger*innen der rhoihessischen Bibelübersetzung: „Stei uff, nemm die Madratz unn geh hoam!“ Gute Nacht!

    Der Kaffeeduft des anbrechenden neuen Tags führte die Pilgernden aus ihren Matratzenlagern wieder zusammen. Gestärkt verließen sie ihre Rosengasse und begaben sich im Sonnenschein des sonntäglichen Ostertags auf Wanderschaft. Mit einer frisch gepflückten Kirsche als Wegzehrung erreichten sie alsbald ihr erstes Tagesziel und nahmen Platz in Marienthal. Nach einem Orgelaufspiel der feinsten Art wurden sie etwas unfreiwillig verstrickt in mittelalterlich-verfahrene Frauenfragen, die keine synodale Lösung im 21. Jahrhundert erwarten ließen. Und so verließen sie – ganz franziskanisch – vorbei an der Institution das Tal und begaben sich auf die Suche nach dem Frieden, den der Herr ihnen versprochen hatte.

    Die Nothgottes hatte Erbarmen mit ihnen und schenkte ihnen nach gefundenem Stempelkissen einen Mittagspausenplatz im Schatten des Klostergartens, der überaus angefüllt war mit gummi-bärchenhaften Glücksgefühlen. Und immer wieder war ein seufzend-frohes „Was GEHT es uns so gut!“ unter ihnen zu hören. Die Mittagssonne plädierte für eine Abkürzung, die es überraschungshaft in sich hatte und für ganz neue Perspektiven sorgte.

    Mit dem Gesang der Hildegard führte der Weg die Pilgernden sodann an ihr Ziel in Marienhausen, wo sie mit offenen Armen dessen empfangen wurden, der einfach so beschloss, immer da zu sein. Und so fanden sie ihr Pilgerkreuz, staunten über das, was da geschehen in diesen Tagen, fanden ein Stück des Friedens und des Himmels in ihren Herzen und dankten Gott mit Musik und Gesang.

    Christusfigur in der Marienkirche in Aulhausen

    Ein wahrhaftiger Schlüsselmoment beendete ihren Besuch. Nach einer telefonischen Geburtstagspolonaise führte der Weg die Pilger*innen ein letztes Mal über Stock und Stein zurück an des Vater Rheins Bett, der sie wiederholt zu Tisch bat – denn wer pilgert, kann was erleben und hat was zu erzählen! Grâce à Dieu et merci beaucoup! Schalom!

    In diesen Pilger- und Urlaubstagen habe ich den Himmel nicht nur gesehen, sondern auch geschmeckt, gespürt, ersehnt und erlebt.

    ….und wo fängt dein Himmel an?

    Schalom! Sucht und findet den Himmel und bleibt dem Leben verbunden!

    Judith

  • Der Mai ist gekommen!

    Auf dem Pfälzer Weinsteig bei Dörrenbach

    …. und hat sein schönstes Grünkleid angezogen und damit den Frühlingsreigen eröffnet und die Welt zum Lebenstänzchen aufgefordert. Welch eine Maienwonne im ach so schönsten Monat des Jahres! Das Dorkind lächelt innerlich über so „naumoudisch Geschier“ wie Waldbaden – hat es das doch zur genüge und von Grund auf seit frühen Kindesbeinen an genossen.

    Nach fünf Tagen Pilgerzeit im Pfälzerwald sitze ich nun ziemlich glückssatt, grüntrunken und zeitvergessen auf Balkonien, schaue den frisch gewaschenen Wanderklamotten auf der Leine zu wie der Wind sie in wehenden Fahnen trocken bläst, genieße noch die wärmenden Sonnenstrahlen im Gesicht und lasse die Tage in mir nachklingen. Zeit zum Dasein, zum Wandeln (in mehrerlei Hinsicht), zum Genießen, zum Schweigen, zum Lachen, zum miteinander Leben teilen, zum so viel mehr neigen sich ihrem Ende zu. Rundum: Tiefe Dankbarkeit und innere Freude, die Füße spüren ihre gelaufenen Kilometer der vergangenen Tage und das Herz tanzt – Merci et Schalom!

    Doch zurück zum Mai:

    Als Kind habe ich mir immer vorgestellt, dass das Wörtchen „maijen gehen“ mit absolut kindlicher Gewissheit von dem Monat Mai abstammen muss (von wo auch sonst?) und in diesem Monat besonders zelebriert wird.

    [Für alle des lieben Moselfränkischen nicht ganz so sattel-festen Wortforscher*innen: „Maijen gehen“ ist typisch Dorf; übersetzt heißt es in etwa so viel wie der Nachbarschaft einen Besuch abstatten und ein Schwätzchen halten gehen, das in gewohnter Manier auch mal was länger dauern kann, je nach Einwohnerzahl des Dorfes gibt es schließlich auch mehr oder weniger viel zu berichten.]

    Mal ganz abgesehen davon, ob dieser Kindermund nun wirklich Recht hat oder nicht – Maijen und Pilgern gehen ist auf jeden Fall eine kaum zu übertreffende Kombination – zu mal dann, wenn sich per se der Kreis über die Dorfgrenzen hinaus weitet und die Welt unter den Füßen zu Gast in Herz und Kopf ist. Die vergangenen Pilgertage haben dies wieder mal bestätigt.

    erdenverbunden

    himmelsverliebt

    zeitvergessen

    suche ich den himmel

    sehne ich den himmel

    finde ich den himmel

    über dir und mir

    zwischen dir und mir

    in dir und mir

    …und dann gab es da ja auch noch mehr oder weniger österliche Lebensschritte in den vergangenen Wochen – meine persönlichen #Lebenszeichen:

    Der Ostersamstag läutet alljährlich das Ende der Fastenzeit ein. Und was tut frau da? Rischtisch! Per pedes geht’s im Sonnenschein ins Städtschie – zu Gast dahemm bei Elisabeth auf ein Eis mit Herrn Ghandi! Nach sieben Wochen fast zuckerfreier Zone ein wahres Geschmacksfeuerwerk in der Mundhöhle!

    Das musikalische Feuerwerk zu Ostern blieb leider aus: Wenn frau eher zufällig im Osterhochamt landet, das durch und durch von lateinischem Choral geprägt ist. Uff! Einen Versuch war’s wert. Der letzte Neumenkurs ist schon ein Weilchen her – und zum Glück hängt die Auferstehung des Herrn ja nicht von meinen Choralkünsten ab. An meine lieben C-Kurs’ler: Schmetterlingshaft war dieser Gesang nicht – und den Fisch hab ich nur dezent nach oben gezogen. Ich entschuldige mich hiermit in voller Form 🙂

    Ostereiersuche mit Klein-Patenkind – die war so erfolgreich, dass anschließend wirklich kein Ei mehr auf weiter Flur zu finden war. Da hat die Patentante nun ernsthaft Konkurrenz, vor allem in Sachen ich-hol-mir-noch-ein-Nougatei. Im Übrigen: Obacht beim Tragen – fällt das Körbchen auf die Erde, hat die Oma ungewollt Eiersalat.

    Ostermontag und ein Emmausgang der etwas anderen Art – auf geht’s zur Pilgervortour in die Pfalz!

    Hier ein kleiner, aber feiner Einblick in drei ver-rückte Tage:

    • Eine Zugfahrt, die ist lustig…. Nicht zu fassen, dass es Menschen gibt, die einen einstündigen Vortrag über wie-lebt-meine-Katze-zuhause-und-wie-habt-ihr-sie-zu-füttern-wenn-ich-weg-bin halten können. Immerhin weiß ich jetzt, dass Minka Nassfutter mehr liebt als Trockenfutter und in welchem Küchenfach das auserlesene Leckerli in diversen Variationen steht. Und das früh morgens auf fast nüchternen Magen – Mahlzeit!
    • Finde den Weg: Wenn die Wanderkarte mal wieder was anderes anzeigt als die App und der Kopf mit dem vorhandenen Orientierungssinn noch ne ganz andere Richtung vorschlägt, hilft nur eins: Ab durch die Hecke! By the way: Ist ein Pfosten mit vielen Wegweisern drauf eigentlich ein Vollpfosten?
    • Katzeneichen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Und der Abtskopf erst! Im düsteren Unterholz geht’s ewig lang bergauf und ist frau dann endlich oben angekommen, hat es noch nicht mal Aussicht dort oben….definitiv kein Platz in den Top Five der Wanderrouten! Dann lasst uns lieber sterntalern.
    • Willkommen in der Ferienwohnung, Abkühlungspunkt im Dachgeschoss – und ein Pfälzer Sprachkurs inklusive. Sogar mit Überlänge. Und hängender Wiederholungstaste. Aber lernfähig und horizonterweiternd. Und so ne ganz neue Sprachkultur. Des isch was…..
    • Fällt ein Baum ein paar Meter vor dir um….Herzrasen! Es gibt Erfahrungen, die brauchst du auch nur einmal im Leben – Ein Sprung ins kalte Wasser wäre die liebere Option gewesen.

    Und zu guter Letzt: Eine Maitour durch die Teufelsschlucht

    Frau will ja vorbereitet ins Pilgern starten – und wie!

    • Steht mitten in der Schlucht eine Französin mit quietschpinken Flipflops – wie die bis dahin gekommen ist ohne sich die Haxen zu brechen, will frau gar nicht wissen.
    • Drei Holländer auf der Überholspur – dumm nur, wenn man nach der Abkürzung oben in die falsche Richtung abbiegt, den Berg wieder runterläuft und kurze Zeit später wieder auf die trifft, die man da gerade überholt hat…..Kreislauf?
    • Darauf täterätäte das luxemburgische Nachbarvölkchen antworten: Dat ass an der Rei!

    Alles in allem: Wandern im Herzen Europas!

    Darauf kann es nur eine Antwort geben: Eis! Das ist nach gefühlt 3845 Treppenstufen auch hart erwandert.

    Wie dem auch sei: #Lebenszeichen! Und die Osterzeit hat gerade mal Halbzeit – welche Aussichten da noch ins Haus stehen! Auf geht’s! 🙂

    Und wie immer gilt:

    • Nach dem Pilgern ist vor dem Pilgern.
    • Zusammen ist man weniger allein.
    • Schweigen ist auch eine Form von Reden.
    • Ein gepackter Rucksack lässt jede Vorfreude noch um mindestens zwei weitere Stufen wachsen.
    • Eingelaufene Wanderschuhe verleihen den Füßen Flügel.
    • Wagemut und Zuversicht wachsen erst im Gehen und sind manchmal langsamer als dein Kopf.
    • Gut, wenn der Kopf mal Pause macht und der Herzschlag die innere Führung übernimmt.
    • Und zuletzt: Mit einem erwartungs-vollen Briefkasten voller Postkarten und Briefe lässt es sich bei der Heimkehr besser im Alltag landen.

    bleib verrückt. Diesen Postkartenwunsch werde ich mir zu Herzen nehmen und meinem Lockenkopf und den noch etwas lädierten Lungenflügeln eine Auszeit gönnen – fernab von Bildschirm und Alltagstrott.

    Taucht ab ins Maiengrün, bleibt wohlauf und dem Leben verbunden! Auf bald et au revoir! Schalom!

    Judith

  • … #Lebenszeichen!

    Magnolien im Trierer Palastgarten

    Auch die unbequemste Quarantäne hat im Ungedulds-Status irgendwann ein Ende – dem Himmel sei Dank! Der erste nach-Corona-Spaziergang draußen in der Frühlingssonne? Feels like heaven – Ein Aufatmen mit allen Sinnen!

    Kaum zu glauben, was die Natur da während meiner Quarantäne an neuen Farbsinfonien, Frühlingsdüften und Sinnenweiden geschaffen hat. Nach einer Woche Innenleben (kann frau jetzt so oder so verstehen) ist das erste Bad in der Sonne ein voller Genuss, das Moos fühlt sich fluffig weich an, die ersten grünen Blätter so wunderbar zart und das Wasser der dahinplätschernden Ruwer bietet dazu die passende wassermusikalische Umrahmung. #Lebenszeichen!

    Nur mein inneres Walross hat noch nicht wirklich mehr Wasser unterm Kiel ähm unter den Füßen. Flossen meinte ich natürlich. Okay, okay – vielleicht hat sich der Walross-Status schon Richtung Schildkröte weiterentwickelt. Gefühlt so ein klitzekleines bisschen. Insgesamt komme ich mir aber eher vor, als würde ich beim Wettkriechen „Tempo, kleine Schnecke“ mitmachen und da der Fairness halber und sowieso überhaupt die Teilnehmer*innenurkunde nach Hause tragen. Gemäß dem Motto „Dabeisein ist alles“. Wenn da mal nicht Erinnerungen an so manches Schulsportfest hoch kommen….

    Inneres Pulsbeben…

    Der Gang zum Testzentrum in Sachen „ich-brauche-da-mal-noch-was-Offizielles“ lässt den Puls und die Herzbebenfrequenz dann nochmal rasant ansteigen und ist mit einer mittelprächtigen 15minütigen Aufregung verbunden. Tiiiiief durchatmen! Und irgendwann dann auch nochmal mindestens genauso tief ausatmen. Sonst wird’s eng. Ich kann Euch sagen: So ein negatives Testergebnis ist schon was Feines!

    Im Himmelsblütenrosameer abgetaucht…

    Das will gefeiert werden! Und wohin geht die Reise? Natürlich zuerst ins Postlädchen! Der Briefmarkenvorrat will nach gefühlten Ewigkeiten ja wieder aufgefüllt werden, damit die Schreibstunden auf Balkonien den Brieftauben neue Flugstunden bescheren.

    … und dann wartet der Magnolienhain! 🙂

    Ich kann mich an diesen wunderbaren Blüten einfach nicht satt sehen und freue mich jedes Jahr so sehr darauf und daran! Gefühlt fängt dann der Frühling so richtig an. Nach so viel Quarantäne ist ein Spaziergang unter strahlend tiefblauem Himmel unter dem Magnolienhimmelsblütenrosameer ein Segen. Ungefähr so muss sich der Himmel anfühlen. #Lebenszeichen!

    grüne Bergfesthüttentischmomente…

    Während der Telefonakku sich nun endlich sein wohlverdientes Ruhepäuschen gönnen darf, genieße ich es in vollen Zügen, wieder mit anderen am Tisch sitzen zu dürfen und gemeinsam zu essen, zu lachen, Wanderkarten auf den Kopf zu stellen und am Abend fröhlich und gelassen auf ein Küchenchaos zu blicken, das es absolut wert war. Und da große Wanderungen mit dem derzeitigen Stand meiner Lungenflügel noch nicht möglich sind, ist Gedankenwandern auch fast wie Wandern. Spinatknödel mit viel Soße trösten über die ausgefallene Vortour im Pfälzer Wald hinweg. Immerhin lässt das Grün schon mal eine Ahnung von Wald in mir aufsteigen. Und Spinatknödel schmecken per se sowieso immer schon ein bisschen nach Bergfest, Höhenluft und Hüttenankunft. Es kann also nur weiterGEHEN. Und wenn der Saharastaub schon so weit reist in diesen Tagen, gibt das doch allen Ansporn, auch wieder auf die Beine zu kommen! Im wahrsten Sinne des Wortes.

    ….Schneetiefer Winterabstecher….

    Und während ich gedanklich schon auf Wanderrucksackpilgerwegen im Sonnenschein unterwegs bin, kommt Petrus doch allen Ernstes auf die Idee, noch einmal die schneebeladene Winterwolkenkiste auszupacken. Das mit der Zeitumstellung ist in den unteren Himmelsetagen wohl nicht angekommen…. Also wird aus einer Frühlingswanderung eine unverhoffte Schneewanderung mit ordentlich Schneeknirschen unter den Füßen, stiller Eifellandschaft und fröhlich-frostig-kalten roten Pausbäckchen… was da wohl der Esel gedacht hat?

    …und sonst so?

    • Das erste Mal einkaufen und frau bemerkt schon nach der zweiten Supermarktregalreihe, dass der Adapter zur Welt irgendwie abhanden gekommen ist. Was um Himmels willen macht ein Menschenkind mit 10 Päckchen Mehl und gefühlten 23 Litern Speiseöl zuhause? Also, Ideen habe ich dazu schon im Köpfchen, aber mal ehrlich…..so viel Kuchen willst und kannst du gar nicht essen!
    • Die erste musikverein’sche Probe gleicht eher einer Lungenbläschenhochleistungsstunde. Puuuuuuh. Ich weiß ja, dass die schwarzen Balken mit den vielen Fähnchen auf dem manchmal nur noch wenig erkennbar weißen Hintergrund schon mal eine Herausforderung sind. Aber heute: Hallo, Kreislaufn, jemand ze hage?
    • Vielleicht ist das Köpfchen aber auch einfach denkmüde und langsam geworden nach so viel Tohuwabohu im großen und kleinen Weltengeschehen. Da verpasst eine Fortbildung in Sachen barrierefreie inklusive Öffentlichkeitsarbeit dem Ganzen noch das letzte I-Tüpfelchen für die Woche. Fazit: Die eigentliche Barriere ist wohl eher mein Köpfchen. In Sachen Technik, Hilfsmittel und Programmierung muss frau auch nicht alles wissen…. ich plädiere für eine unterstützende Kommunikation!
    • Denkmüde waren die Bürokolleg*innen jedenfalls nicht. Danke, dass die Pflanzen ohne Durststrecke durch die vergangenen Wochen gekommen sind!
    • Synagogen-Hopping der besonderen Art: 3 Tage, 3 Synagogen, 3 Begegnungen im deutsch-luxemburgischen-südeifeleranisch-moselländlichen Takt. Und wenn frau dann noch ein Abend mit Klezmermusik und Herzensverbundenheit in die Ukraine geschenkt wird – wo, wenn nicht hier, berühren sich Geschichte und Gegenwart, Tradition und Heute und münden in einen (musikalischen) Weltenklang?
    • … darauf noch ein Kleeblatttreffen in bekannt wirrer Manier und Gartenfreuden mit Klein-Patenkind! #Lebenszeichen!

    Und dann waren sie auch schon rum, die sieben Wochen von Aschermittwoch an. Auf der Suche nach #Lebenszeichen hat die Hoffnung mal mehr, mal weniger Höhenflüge gemacht und die Freude sich zwischen Briefkasteninnenleben und Klaviertasten ausgetobt. Die Stärke wurde nicht nur in der Küchenschublade gesichtet und auch Licht war zu finden, wenn die Sonne auf Abwegen war. Die zögerliche Zuversicht will täglich neu betüdelt werden und braucht morgens nach dem Aufstehen besonderen Zuspruch, damit sie mit dem Vertrauen Hand in Hand durch den neuen Tag wandern kann. Und die Furcht? Auch die klopft immer mal wieder an der Haustür an und schaut auf einen Kurzbesuch vorbei. Alles wohl irgendwie Leben. Und inmitten dieser #Lebenszeichen steht dann auf einmal der Gründonnerstag morgens im Türrahmen, lächelt dich fröhlich an und sagt: Hier bin ich!

    Gründonnerstag.

    Was bietet sich da wohl Schöneres an, als auf eine liebe Einladung hin draußen durch den Lebensgarten zu wandeln und sich einfach mittendrin auf einer Wiese niederzulassen und gemeinsam zu picknicken? So am liebsten nach Mittag. Mit Blick in die Weiten des Tals und über die umliegenden Höhenzüge. Im leichten Wind, der mit den Locken spielt und bei Sonnenstrahlen, die die Haut aus dem Winterschlaf wachkitzeln und dir am nächsten Morgen eine rötliche Erinnerung an den ach so grünen Donnerstag schenken. Umgeben von bienenhummeligem Gesumme und schmetterlingshaften Blütentänzchen. Inmitten einer Landschaft, in der Gott unendlich weltvergessen und ziemlich großzügig Liebesschöpfungsküsse verteilt hat. Falls Gott Lippenstift trägt, ist sein Farbgeschmack auf jeden Fall rot-rosa-gelb-grün-weiß-blau-lebensverbunden-farbecht. Und die Küsse schmecken eindeutig nach Sommerwiesenblütentee und Zuckerstreusel.

    „Ich habe euch ein Beispiel gegeben.“

    „Teil dein Brot und deine Lebenskraft, dein Herzblut schenke um der Liebe willen.“*

    Ungefähr so. Anfanghaft. Erdverbundene Himmelsgedanken, die im Dasitzen und Wandern, beim Teilen und Essen von Hefehäschen, Möhren und Klappschmieren, im Zuhören und Antwortenfinden sich irgendwo zwischen Erde und Himmel ausspannen und Verbundenheit schenken. Aufatmen. Durchatmen. Danke sagen. Fühlt sich gut an. #Lebenszeichen.

    Karfreitag.

    Der Chef und ich haben Verständigungsprobleme. Schon was länger, so mindestens sieben Wochen lang. Abends beim Blick in die Nachrichten führen wir die meisten Diskussionen. Streiten manchmal. Oder schweigen uns an. Heute erst recht. Ich bin müde, fühle mich erschöpft. Ich will nicht mehr diskutieren oder zum 593. Mal die Frage nach dem Warum stellen.

    Anna. Oleg. Julija. Aleksij – heute denke ich besonders an sie. Ich frage mich, ob es gerecht ist, dass ich hier mit meiner Teetasse sitze und auf das ruhige Ruwertal schaue, es mir eigentlich gut geht und gerade an nichts fehlt. Außer – und zwar ziemlich außer – an Frieden, auch in mir drin.

    Und dann werde ich wieder wütend und weine. Ich will die Welt nicht diesen Toaperten überlassen. Stammele und stottere hier rum mit dem Gefühl, trotz eines laufenden Meter 85 so klein und ohnmächtig zu sein. Und ich weiß nicht, wohin mit meinen Fragen, meiner Wut, meiner Ungeduld….es muss doch Anderes möglich sein!

    Ich denke an den, der vor 2.000 Jahren ähnliche Gedankenwirrungen hatte. Dem das, was er gesehen hat, nicht genug war. Der gefragt und hinterfragt hat, der angefragt und hinterfragt wurde. Der in allem Tohuwabohu die Hoffnung nicht aufgegeben hat, der trotz allem Hände zur Versöhnung ausgestreckt hat und eine andere Welt für möglich gehalten hat. Und deshalb von Hoffnung, Liebe, Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit erzählt hat. Und auch Elend, Verzweiflung, Angst, Scheitern, Ohnmacht rausgeschrien hat. Trotzdem-Hoffnung?

    „Auf dich hab ich….du würdest mich nie…du nicht… Ich lege die Zukunft in deine Hände.“*

    Karsamstag…

    Der hängt irgendwo zwischen den Welten. Im Dazwischen. Da fühle ich mich derzeit auch öfter zuhause. In der Schwebe. Mit mehr Fragen als Antworten im Kopf. Zwischen dem Alten und Gewohnten und dem, was ich noch nicht richtig sehen und begreifen kann. Eine leise Ahnung des Anderen ist da. Gepaart mit einer großen Sehnsucht nach Lebendigkeit. Nach Gerechtigkeit, Frieden, Wandlung.

    … Richtung Ostermorgen

    „Er, den ihr sucht, er ist nicht hier!“*

    Nicht hier. Zumindest nicht dort, wo ich denke. Nicht nach meinen Vorstellungen. Prinzipien und Denkmuster durchbrechend. Welten verwandelnd. Heißt aber auch: Anderes ist möglich! Anders glauben. Anders hoffen. Anders lieben. Anders denken. Anders handeln. Anders leben. Trotzdem. Oder erst recht. Aufstehen. Auferstehen. #Lebenszeichen.

    „Du, der uns für das Licht gemacht hat,
    dass wir leben – und der Tod wird nicht mehr sein.“*

    LEBEN! Heute schon. Trotzdem. Jetzt erst recht. Los geht’s!

    Ich wünsche Euch hoffnungsfrohe und lebendige Ostertage – bleibt wohlauf und dem Leben verbunden!

    Judith

    *Die Texte stammen von Huub Oosterhuis.