• … auf der Suche nach Lebenszeichen …

    Drei, zwei, eins und Tadaaaa! Jackpot Corona – Herzlichen Glückwunsch! Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch ich an der Reihe bin.

    Nun ist es also soweit. Seit nunmehr einer Woche sitze ich mit meinem positiven Testergebnis hier in meinen vier Wänden und befinde mich im Quarantäne-Status. Wie hat mein großes Patenkind es mit Blick nach draußen so schön auf den Punkt gebracht: „Eine bessere Woche hättest du dir auch nicht aussuchen können!“ Natürlich nicht. Ich hab‘ gleich den Fortgeschrittenenkurs gewählt, Quarantäne bei Regenwetter kann ja jede*r. Wat willste machen? Da kannste nix machen!

    Nun sitze ich auf Balkonien in der Sonne, um mich her brummt und summt es fröhlich, Traubenhyazinthe und Co. tragen ihr schönstes Frühlingskleid und mein Blick schweift über den Radweg Richtung Ruwer und Wald, der sich gerade täglich in neuen Farben präsentiert. Die beste Zeit also, um eine neue lebens.verbunden-Post in die Welt zu schicken!

    Corona-Tagebuch, Tag 1:

    Ich fühle mich ungefähr wie ein Walross auf dem Trockenen. Also, ich habe noch nie (bewusst) ein Walross getroffen und es auch nicht gefragt, wie es sich anfühlt, ein Walross zu sein. Aber in meiner Vorstellung muss man sich ungefähr so fühlen als Walross auf dem Trockenen: Müde, unbewegt, träge, einfach puuuuuuh. Luft raus und nach der kleinsten Bewegung schon wieder müde. Nach zwei Tagen zwischen Sofambique und Bettanien hat neben meinen Knochen vor allem mein inneres Jojo beschlossen, dass es jetzt mal reicht mit der Rumliegerei. Während mein Körper sich in Ruhe übte (oder zumindest versuchte, dies zu tun), lief mein Köpfchen derweil auf Hochtouren: Wo habe ich mich angesteckt? Wen habe ich alles getroffen? Hoffentlich meldet sich niemanden und ich habe das Virus nicht weiterverteilt…. Nach Tag sieben hat sich (Gott sei Dank!) weder der ganze Musikverein noch die familiäre Nachbarschaft infiziert. Aufatmen!

    Im Corona-Status werden die Tage relativ, der Kalender schafft den Weg gar nicht mehr bis auf den Tisch und ich befinde mich gefühlt zwischen den Welten. Und so verschwimmen auch die Erinnerungen an die einzelnen Tage und werden zu einer großen Quarantäne-ich-erzähle-dir-meine-Best-of-Erkenntnisse-der-vergangenen 2-6 Tage:

    • Die Nase läuft, ansonsten läuft’s hier auch – soweit es sich eben auf den Quadratmetern dieser Wohnung laufen lässt. Meine Fußspuren haben sich in den vergangenen Tagen gefühlt noch 2 cm tiefer in den Holzboden eingespurt.
    • Wenn pünktlich zur Quarantäne neue Postkarten eintrudeln und sich zumindest das innere Bergpanorama-Fenster öffnet – als ob sie’s geahnt hätten!
    • So viele Care-Pakete vor der Tür und so viele handgeschriebene Zeilen im Briefkasten – ein Geschenk! Ich persönlich finde ja, dass Naturalien und Postkarten wirklich Zukunft haben …. also wirklich wirklich.
    • Die Tee-Sorten im hauseigenen Sortiment hätte ich dann auch alle mehrmals durchprobiert. Die Steigerung von Fencheltee hin zu Kräuter- und Früchtetee ist eine echt positive Entwicklung. (Kann man das Wörtchen „positiv“ eigentlich noch so einfach benutzen?)
    • Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Schwickerath – zurzeit mal gerade gar nicht. Die Erfahrung, dass sich der Erdball auch ohne mich weiterdreht, ist durchaus heilsam. Insbesondere was das sonstige Arbeitspensum angeht.
    • Trotz aller Verbundenheit zu den Menschen in der Ukraine, gehen Nachrichten im Quarantäne-Status in nur noch dosierterer Form.
    • Aus einem Berg von Konjunktiv „ich könnte, würde, sollte, müsste….“ ist nur bedingte Realität geworden. Es gibt einfach Dinge, die machen wenig Freude, Corona hin oder her. Putzen zum Beispiel. Oder Steuererklärung.
    • Schubladen öffnen und den Inhalt sortieren ist wie auf Schatzsuche gehen. Ein Hausflohmarkt wäre durchaus eine Option. Demnächst mehr dazu. Die Schublade dann wieder zu schließen (und ohne Probleme zuzubekommen!) ist ganz was Feines.
    • Zumindest das Projekt Fensterputzen ist vollständig abgeschlossen. Wenn ich schon die meiste Zeit drinnen sitze, muss der Blick nach draußen nicht noch verklärter sein als eh schon.
    • So ein Telefonakku muss sich in Quarantänezeiten echt beweisen. Stiftung Judith-Test: Ansiedlung eher im semi-Bereich. So viel telefoniert wie in den vergangenen Tagen habe ich gefühlt seit Ewigkeiten nicht mehr.
    • Den Bewohner*innen meiner Insektenhotels sind die Abstandsregeln ziemlich egal. Wie schön, dass sie mir Gesellschaft leisten – ihr Summen ist die reinste Musiktherapie in diesen verrückten Tagen!
    • Auf Abstand geht die Wollmausparade übrigens auch nicht. Kaum sind die ersten Sonnentage da, bahnt sich die Polonaise durch’s Wohnzimmer, ganz verliebt in gestrickte Socken. Die Schnapsidee, mit ihnen Gassi zu gehen oder sie einem Dompteurversuch zu unterwerfen, hat der Staubsauger dann ganz schnell für beendet erklärt. Auch gut. Die nächsten Wollmäuse werden zeitnah einziehen, da habe ich keine Sorge!
    • Es wird Zeit für ein Leben ohne Jogginghose – pack die Wanderhose ein! Morgen. Oder Übermorgen. Eher Überüberüberübermorgen.
    • Kochen in Quarantäne-Zeiten oder die Frage, was gibt der Kühlschrank her und welche gewagte Kombination geht heute noch? Ich sage euch: Da kommen Dinge zusammen, die ich in anderen Zeiten nicht zusammen in den Kochtopf oder den Backofen gesteckt hätte….kann was!
    • Ein fulminanter kulinarischer Lichtblick der Woche: Die Biokiste! Ich freue mich Woche für Woche an dieser Kiste, aber diese Woche hat mich die Kiste dann endgültig zu einem Balkontänzchen herausgefordert. Merci!
    • Auf den letzten Metern gilt meine aktuelle Quarantänesorge eher der Frage, ob die Briefmarken bis Sonntag ausreichen werden.
    • Gemeinsame Videokonferenz-Corona-Frühstücke, so von Quarantäne zu Quarantäne, sind auch mal ein Start in den Tag. Wie schade, dass die Durchreiche durch den Bildschirm noch nicht funktioniert.
    • Des Abends nach 19 Uhr auf dem Weg durch die Ruwertaler Straßen zum Briefkasten, wenn die Straßen leer und die TV-Bildschirme flackern – meine ganz persönliche heute-Show.
    • Während da draußen das Hamstern wohl mal wieder um sich greift, sitzt mein Corona-Hamster noch auf Balkonien und erwacht nur langsam aus dem Winterschlaf. Mal schauen, welcher Welt ich da nächste Woche begegnen werde, wenn ich wieder rauskomme.
    • … Schlaf wäre durchaus mal eine wunderbare Alternative!

    Status heute, Tag 7:

    Ich fühle mich immer noch ein bisschen wie ein Walross, aber eher wie ein Walross, dessen Schwanzflosse schon wieder Wasser spürt. Es geht bergauf!

    Freitesten? Wohl eher nicht. Wer den Fortgeschrittenenkurs gebucht hat, kann auch gleich noch die Verlängerung mitnehmen. Wie in einem schlechten Fußballspiel. Darauf noch ein Hatschiiiiii!

    Diese Quarantäne-Erfahrung ist für mich ein Fasten der ganz anderen Art. In mir steigt ein ziemlich ungewohntes Gefühl von geschenkter Zeit auf. Zugleich bin ich sehr dankbar, dass der Verlauf bisher so mild ist und hoffentlich keine Spätfolgen mit sich bringen wird. Und meine Gedanken wandern immer wieder in die Ukraine, zu Anna und den anderen jungen Menschen und allen vom Krieg Betroffenen. In unregelmäßigen Abständen meldet sich Anna, ihre letzte Nachricht war „Take care of you and your body!“ Tränen laufen mir übers Gesicht und ich frage mich, wer hier (auf wen) Acht geben soll.

    Der Krieg bleibt unfassbar für mich. Und meine Fragen werden von Tag zu Tag mehr – nicht nur in Richtung Russland, sondern auch in unsere Richtung, in meine Richtung, in Richtung der gesamten Erdenbewohner*innenschaft. Wann endlich findet ein Wandel statt – im Denken, im Handeln, im Großen, im Kleinen?

    Mit Rose Ausländer denke ich täglich (der Text wird hier aus urheberrechtlichen Gründen nicht abgedruckt).

    Wann, ja wann?

    Wann denn endlich?

    Trotz allem oder gerade wegen allem möchte ich mich erst recht dem Leben zuwenden und mich auf die Suche nach #Lebenszeichen machen. Sehen, erfahren und spüren, dass neben all dem Unvorstellbaren und Furchtbarem auch Leben geschieht:

    Weitere Infos zum Projekt #Lebenszeichen gibt es hier:

    https://www.weiterblicken.com/lebenszeichen

    Wer noch miteinsteigen möchte – herzliche Einladung!

    Liebe Grüße von Balkonien – bleibt wohlauf, zuversichtlich und dem Leben verbunden!

    Judith

    Übrigens: Draußen nur Kännchen!

  • Pace e bene, Frieden und Heil!

    Teil der Berliner Mauer in Schengen/Luxembourg

    „Stell dir vor, du wachst morgens auf und es ist Krieg.“

    Was ich mir nie hätte vorstellen können, ist Wirklichkeit geworden: Krieg in Europa! Nicht einmal 80 Jahre hat der Frieden gewährt. Knapp eine Menschengeneration lang.

    Seit Tagen herrscht in mir ein Wirrwarr von Wut, Fassungslosigkeit, Ohnmacht, Tränen, Verzweiflung. Noch immer fehlen mir die Worte, um das zu beschreiben, was so unwirklich scheint. Und so ist diese lebens.verbunden-Post wohl eher ein Stottern und der Versuch, das zu fassen, was nicht zu fassen ist.

    Nachrichten gehen derzeit nur in Maßen. Die Bilder übersteigen mein Verstehen und Vorstellungsvermögen. Treffen mit Freunden und Reden hilft, um Gedanken zu teilen, Wut zu äußern, Ängste und Ohnmacht auszuhalten, zu beten, zu schweigen. Musizieren hilft, meinen Emotionen Ausdruck zu verleihen und das auszudrücken, wozu mir gerade die Worte fehlen. Und in meinem Kopf hallen Worte meiner Omi nach, die in ihren letzten Lebensjahren angefangen hat, von ihren Erfahrungen als Kriegskind zu erzählen: mehrmalige Flucht zu Verwandten und Bekannten, Nächte voller Angst in kalten Kellern, das Rollen von Panzern durch den Heimatort, ungewisse Begegnungen mit Soldaten, an der Front gefallene Familienmitglieder und Bekannte, ein zertrümmertes Zuhause nach Kriegsende. Nicht nur äußere Zerstörung, sondern noch viel mehr innere Verwundungen, Traumata.

    Und immer wieder hat sie uns Enkel*innen gesagt: „Hoffentlich müsst ihr nie einen Krieg erleben, bleibt einig!“ Und: „Mit Krieg ist kein Krieg zu gewinnen, es gibt nur Verlierer. Vergesst das nicht!“

    „Mit Krieg ist kein Krieg zu gewinnen.“ Ein Unmensch ist anderer Meinung – und stellt die ganze Welt mit seiner Ideologie im Wahn auf den Kopf. Und verschuldet Leid, unfassbar menschliches Leid. Für mich haben diese furchtbaren Bilder und Nachrichten aus der Ukraine in den vergangenen Tagen eine neue Dimension bekommen.

    Rückblick: Sommer 2005.

    Anlässlich der Tage der Begegnungen im Rahmen des Weltjugendtags in Köln sind knapp 50 junge Menschen aus der Ukraine zu Gast im Hochwald. Die jungen Frauen und Männer stammen aus der Region L’viv/ Lemberg und leben für eine Woche in Gastfamilien, zwei Männer und eine Frau nehmen wir bei uns auf.

    Eine Woche voller Begegnungen, gemeinsamem Essen, Feiern, Tanzen und Beten, dem gegenseitigen Kennenlernen der verschiedenen Kulturen, Ausflüge nach Trier und in die Nachbarländer Luxembourg und Frankreich im Herzen Europas. Trotz erheblicher Sprachbarrieren können wir uns verständigen, nicht nur sprichwörtlich mit Händen und Füßen. Verstehen uns, ohne die gleiche Sprache zu sprechen.

    Mit Ausbruch des Kriegs sind meine Gedanken bei diesen jungen Menschen und ich frage mich, wo sie sind, ob sie in Sicherheit sind oder gerade flüchten oder kämpfen müssen, wie es ihnen und ihren Familien geht. Nach Tagen finde ich endlich die Mailadresse von einer der jungen Frauen wieder und schreibe – und erhalte eine Antwort. Die junge Frau heißt Anna. Ihr und ihren Worten möchte ich in dieser lebens.verbunden-Post Raum geben.

    Anna schreibt:

    Dear Judith, of course I remember you! Your support and open heart means a world to me! I am right now in the US. My parent managed to get to Poland, staying at my friend’s house for now. My family, my friends, my husband’s family are all in Ukraine, in Kiev, Lviv, Ivano-Frankivsk. I am crying, it hurts so deeply I can not breathe. I don’t want to believe this is true. (….) Thank you so much for praying for Ukraine. My friends and I are praying the Chaplet of Divine Mercy every hour trying to guard Ukraine in our prayers. If you and your friends would like to join us each of you may pick a specific hour to be on guard every day and pray for peace, end of war today, protection for soldiers, people, cities and villages. (…) Thank you for you commitment to stay with Ukrainian people as long as necessary. It used to scare me that world might get used to what is happening, news cycle change, Ukrainian people might get left alone. But You give me hope! Thank you so much for this! I cant express enough how much your support means at this time! Please express my deep gratitude to all the people standing with Ukraine! Hugs, Anna

    Anna. Oleg. Julija. Aleksij.

    Vier junge Menschen, an die ich in diesen Tagen besonders denke. Vier junge Menschen, die stellvertretend für die vielen Ukrainer*innen stehen,die dieser grausame Krieg so unmittelbar trifft.

    Anna. Oleg. Julija. Aleksij.

    Vier junge Menschen meiner Generation, die mit mir auf luxemburgischem Boden von einem Europa ohne Grenzen, einem Europa in Frieden und Freiheit geträumt haben.

    Anna. Oleg. Julija. Aleksij.

    Vier junge Menschen, mit denen ich weiter unter dem Himmelszelt tiefblauer Hoffnung glauben und hoffen will, dass Krieg und Unmenschlichkeit nicht das letzte Wort haben, sondern das Frieden und Menschlichkeit siegen. Trotz allem.

    Pace e bene, Frieden und Heil;

    pax et bonum, peace and all good;

    pokoj i Dobro, Shuno hejua!

    (gesungen von den Kirchenmusiker*innen Region Hochwald in Ely 2005)

    SCHALOM!

    Judith

  • …Neujahrsschritte mit Winterfreuden!

    gewrg

    Der Januar ist vorbei und das neue Jahr ist nun schon mehr als einen Monat alt – nicht zu fassen! Rückblickend war der Januar gefühlt eine ziemlich grau-in-graue und durchaus nasse Angelegenheit. Dazu ein feiertagstrainierter innerer Schweinehund, der das Sofaleben am Feierabend durchaus in vollen Zügen zu genießen weiß und seiner Wintermüdigkeit freien Lauf lässt. Da kommt mir der Januar mit seinen 31 Tagen jedes Jahr wie eine gefühlte Ewigkeit und ein kleiner Marathon vor. Beim Umblättern des Kalenderblatts in Richtung Februar war ich dann aber doch sehr erstaunt darüber, wie schnell der erste Monat des neuen Jahres wieder ins Land gezogen ist. Und ich kann euch sagen: Jeder einzelne Tag bot so seine ganz eigenen Anlässe, mich zumindest einmal täglich innerlich in Richtung Schaukel zu bewegen und für einen Moment die Welt einfach mal auszuschalten. Zwischenfazit nach den ersten Wochen: der gute Jahresvorsatz muss definitiv erweitert werden! Und so lautet mein persönliches Jahresmotto:

    „Schaukeln, Wandern und Wundern!“

    Und spätestens heute bot die Sonne dann auch den Anlass, endlich die Zwischen-den-Videokonferenzen-Kaffeepausen-Saison auf Balkonien zu eröffnen und neue Schreiblust zu wecken. Der Blick auf meine Kamera hat mich soeben davon überzeugt, dass der Januar tatsächlich doch auch ein paar winterliche Schneetage und Sonnenmomente bereithielt.

    Und so folgt hier ein best of meiner ganz persönlichen WINTERFREUDEN in Wort und Bild:

    Schneewanderung…. Wenn es pünktlich zum Wochenende schneit, dann nichts wie raus und den Moment nutzen! Schon beim Anziehen der Wanderschuhe steigt die Vorfreude. Und wenn der Schnee bei jedem Schritt so herrlich unter den Füßen knirscht, wähnt frau sich schon fast in alpinen Gefilden und vergisst für einen Moment, dass sie „nur“ auf den Hochwaldhöhen rumstapft.

    Kalender füllen… Beim Übertragen der Termine in den neuen Kalender wächst die Vorfreude auf das, was das neue Jahr bereithält: Neben Höhenluft, Bergpanorama und steifen Meeresbrisen bin ich umso mehr gespannt auf das, was die noch weißen Flecken im Kalender an Überraschungen bereithalten werden!

    auf den Geschmack gekommen… Wie schmeckt der Winter? Gemäß dem Motto „Zu Gast bei Freunden“, „Unterwegs mit Freunden“ oder „Kochabend deluxe“ schmeckt mein Winter nach Orangenmarmelade, Grünkohl, Winter-Birne-Humus-Salat, Kakao und einer großen Portion von des Kaisers Schmarrn, mit Apfelmus natürlich!

    Neujahrsempfang… Mein persönlicher Favorit in diesem Jahr: Ein Neujahrsempfang in Form eines Ordentlich-viel-Tee-Kränzchens-mit-Einlagen, gemütlich auf der Küchenbank (seit Menschengedenken einfach der bequemste Ort im Haus, neben der Ofenbank natürlich), in europäisch verbundener Erdenbewohner* innenschaft. Auch frau wird älter….

    Winterwunderwanderstaunen…

    Variante A – für kleine und große Kinder: Sonntagswanderung nach drei Tagen Dauerregen, so dass der Matsch bis in die Kniekehlen spritzt -die nachhaltige Freude beginnt beim Schuheputzen!

    .

    Variante B – für abgehärtete Fortgeschrittene:

    Fünf Lagen Klamotten überziehen und bei Eiseskälte, Sonnenschein und Wind loswandern und die wunderschönen und einzigartigen Eiskristallzauber-wunderwelten bestaunen.

    Es werde Licht… Die Tage werden endlich endlich deutlich länger! Zumindest morgens tappen der innere und der äußere Wecker nicht mehr so ganz im Dunkeln, wenn es Zeit wird, aufzustehen. Und der innere Schweinehund bessert seine Laune am frühen Morgen fast täglich….es wird!

    .

    Leben feiern… Wenn Klein-Patenkind an einem ganz normalen Freitag der festen Überzeugung ist, dass zum Mittagessen unbedingt Servietten auf den Tisch gehören – egal, was der Rest vom Fest dazu sagt: Feiert das Leben! Jeden Tag.

    …. und ganz besonders dann, wenn sich spontan und unerwartet Besuch angekündigt hat und das Heimatstädtchen in Begleitung auch im Dauerniesel einfach schön ist.

    Darauf noch eine Waffel, bitte!

    Jauchzet, frohlocket… spürt Herzklopfen und tanzt innerlich! Drei Manuale, eine stufenlos verstellbare Orgelbank, ein volles Orchester an Registriermöglichkeiten, ein Raum mit extra viel Akkustik, dazu zwei Sänger – dieser jahresmusikalische Auftakt klingt nach mehr! (Heißt ja nicht umsonst Auftakt. ;)) Die „Stille Nacht“ wäre hiermit endgültig beendet. Das sahen die Herren Langlais und Dubois übrigens auch so.

    …. und was sind Deine persönlichen Winterfreuden?

    Vielleicht hast Du Lust, mir zu schreiben und Deine Winterfreuden zu teilen? Ich freue mich!

    Bleibt wohlauf und dem Leben verbunden –

    wandert und wundert und vergesst das Schaukeln nicht!

    Judith

  • ….los geht’s – das neue Jahr 2022 wartet!

    Ich hoffe, ihr habt frohmachende und schöne Weihnachtstage verbracht, die besondere Zeit zwischen den Jahren genossen und seid sanft im neuen Jahr 2022 angekommen. Was ein paar freie Tage doch beflügeln und neuen Aufwind schenken können! Fernab von Videokonferenzen und gefüllten E-Mail-Postfächern soll es doch tatsächlich auch noch ein ANDERES Leben geben (kaum zu glauben!) – und DAS habe ich in vollen Zügen genossen!

    Und wie? Na, ganz einfach:

    • gemütlich in den Tag hineinleben und mich treiben lassen ohne dass mein Kalender oder die Uhr den Tagesrhtyhmus bestimmen.
    • mich an so viel von Hand geschriebener Weihnachtspost erfreuen und die Zeilen mit Ruhe noch einmal lesen und nachklingen lassen.
    • ausgiebig die Zeit nutzen, um Briefe und Postkarten zu schreiben und somit die letzten Briefmarken aus dem alten Jahr aufzubrauchen.
    • mich mit lieben Menschen verabreden und nach langer Zeit ein Wiedersehen feiern und über das gemeinsame Waffelessen einfach mal die Zeit vergessen.
    • die wenigen Regenpausen nutzen, um draußen herumzuspazieren, frische Luft zu atmen und zu spüren, wie gut Bewegung nach dem feiertäglichen Essmarathon tut.

    …. der Franzose würde sagen: Savoir-vivre!

    Mein persönliches Highlight in diesen Tagen zwischen den Jahren: SCHAUKELN!

    Ja, es klingt vielleicht banal und auch ein bisschen verrückt, aber diese Viertelstunde auf der Schaukel fühlte sich an wie ein Mini-Urlaub – mit viel Schwung Anlauf nehmen, die Augen schließen, den Wind im Gesicht und in den Haaren spüren und einfach für einen Moment vom Alltag weltvergessen abheben!

    Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal auf einer Schaukel gesessen habe. In letzter Zeit besteht mein Job eher darin, mein Patenkind auf der Spielplatz-Schaukel anzuschaukeln und dem ziemlich bestimmten „Noch!Noch!“ aus dem kleinen Kindermund Folge zu leisten. „Noch!Noch!“ – so klang auch das kleine Kind in mir. Und ich habe verstanden.

    Also: „Noch!Noch!“ – weiten Freiraum unter den Füßen spüren und schon mit dem Schaukeln beginnen, bevor der Alltag mich einholt und die Gedanken im Köpfchen zu eng werden und sich im Kreis drehen.

    Mein Vorsatz für das neue Jahr?

    Definitiv mehr schaukeln, die Welt einfach mal ausschalten und regelmäßig vom Alltag abheben! 🙂

    … und dann gab es da nach so vielen regnerischen und grau-trüben Tagen doch noch unerwartet einen wunderschönen farbintensiven Sonnenuntergang am Neujahrsabend – wenn das mal nicht Zuversicht und Hoffnungsschimmer für das neue Jahr verheißt!

    In diesem Sinne wünsche ich Euch und all den Menschen, denen ihr Euch verbunden fühlt, alles Liebe und Gute für das neue Jahr 2022, viel Zuversicht und Vertrauen in das, was da kommen mag, Gesundheit und Seinen Segen und genügend weiten Raum unter euren Füßen, der Euch trägt und neue Möglichkeiten schafft!

    Bleibt wohlauf und dem Leben verbunden – und vergesst das Schaukeln nicht!

  • Gesegnete und hoffnungsfrohe Weihnachten!

    Ein weiteres so anderes Jahr neigt sich langsam seinem Ende zu – und der Nachmittag des Heiligen Abend lädt nach dem Wohnungsputz dazu ein, nun auch langsam innerlich zur Ruhe zu kommen und den eigenen Gedanken noch ein wenig nachzuhängen. Dass wir nun ein zweites Weihnachtsfest unter diesen Pandemiebedingungen feiern, fühlt sich für mich immer noch ein wenig seltsam an. In diesen letzten Tagen des zu Ende gehenden Jahres fühle ich mich manchmal einfach (pandemie-)müde und kraftlos, wünsche mir mehr Normalität und Gelassenheit zurück, sehne mich nach einem Alltag ohne Videokonferenzen, mit unbeschwertem Musizieren und geselligen Treffen. Zugleich spüre ich immer mehr, dass ein „Zurück zum alten Gewohnten“ an vielen Punkten einfach nicht mehr geht, dass es überall Wandlung und Veränderung braucht – auch bei mir und in mir selbst. Und vielleicht ist gerade das die eigentliche Aufgabe und größte Herausforderung des Lebens:

    “…wandernd sich wandeln und immer wieder ausziehen, um die Heimat zu finden, die mehr ist als ein Zelt am Pilgerweg.”

    Karl Rahner

    In Bergwochen und im gemeinsamen Unterwegssein darf ich diese wandernde Wandlung ansatzweise erfahren und ahne leise, was alles möglich sein kann; was in mir drin in Bewegung kommt, wenn ich einfach loslaufe; welch innere Freiheit ich spüre – und dass meine Füße mich manches Mal weitertragen als ich denke. Dankbar bin ich für diese pilgernden Auszeiten, die in diesem Jahr trotz allem möglich waren und mich u.a. in die Schweizer und Montafoner Bergwelt geführt haben. Mindestens ebenso dankbar bin ich für Freundschaften, für die Begegnungen im zurückliegenden Jahr, für Telefonate und Musikstunden, für Briefe und Karten, die in diesen anderen Zeiten ermutigen (und in der zurückliegenden Woche Tag für Tag meinen Briefkasten bis an den Rand gefüllt haben :)), das Herz erfreuen und Halt geben, die von Hoffnung und (Lebens)Verbundenheit erzählen, diese teilen und erfahrbar werden lassen. MERCI dafür!

    Meinen persönlichen Weihnachtsmoment habe ich Mitte der Woche bei einem Morgenspaziergang vor und mit dem Sonnenaufgang erfahren. Die Wintersonnenwende ist vorüber, der kürzeste Tag des Jahres geschafft und der Winter hat mich eisig kalt begrüßt. Die Stille des Morgens, das wunderbare Farbenspiel am Himmel und das Staunen über den Sonnenaufgang, der sich ganz langsam seinen Weg über den Hügel bahnt, haben in mir eine leise Ahnung dessen wachsen lassen, was die Weihnachtsbotschaft verheißt: Hoffnung, Frieden und Leben.

    Dankbar bin ich auch für die vielen Rückmeldungen zu lebens.verbunden, die mir neuen Aufwind geschenkt haben und in meinem Kopf neue Ideen sprudeln lassen. Und für die Wegbegleiter*innen, die bei den Wanderungen so viel Geduld mit mir hatten, wenn ich alle zwei Meter stehen bleiben musste, um noch ein Bild zu machen.

    In den vergangenen Wochen haben unzählig viele Brieftauben Kalender durch halb Deutschland geflogen. Durch die Kalender-Benefizaktion sind bis heute mehr als 2.000 Euro zusammengekommen – ein herzliches Damkeschön an alle, die dies ermöglicht haben!

    Und so verabschiede ich mich nun in ein paar stille Tage und wünsche Euch gesegnete Schritte in die Heilige Nacht hinein:

  • Der Advent ist da!

    Pünktlich zum ersten Adventswochenende hat Petrus die Höhenzüge des Hochwalds in ein zartes weißes Kleid gehüllt – welch eine Überraschung! Und was läge da näher, als den Advent mit einem ausgiebigen Spaziergang an der frischen Luft zu begrüßen? Also – warm einpacken, Wanderschuhe schnüren, Kamera schnappen und nichts wie raus!

    Ich kann Euch sagen – der Hochwald zeigt sich in seinem winterlichen Kleid noch einmal von einer besonderen Seite!

    Ja, ich gebe zu: Schnee in der Advents- und Weihnachtszeit hat den Charme von Postkartenkitsch, erzgebirgischer Seiffen-Oper und überladener Heimeligkeit. Aber gerade in diesem Jahr spüre ich, wie sehr mich diese weiße Pracht erfreut und meine Seele aufatmen lässt. Der Schnee liegt wie eine wärmende Decke über allem; Stille, Unberührtheit und ein sanfter Frieden gehen von ihm aus.

    Es tut gut, an diesem Adventsmorgen die Welt einmal auszuschalten und nur diese Stille und den leisen Frieden, der von der Natur ausgeht, zu genießen und in mir aufzunehmen; den Bildern aus den Nachrichten dieser Tage und der vergangenen Monate einen Morgen lang keinen Raum in meinem Kopf zu geben. Einfach tief durchzuatmen, die Kälte im Gesicht zu spüren und gedankenverloren durch den Schnee zu stapfen.

    Und im Gehen der leisen Ahnung und Sehnsucht in mir Raum zu geben, dass es werde; dass Veränderungen möglich sind, dass der Frieden doch das letzte Wort haben wird. Trotz allem. Oder gerade wegen allem.

    Und hier einige Impressionen von den schneebedeckten Hochwaldhöhen:

    Ich wünsche dir gesegnete Schritte durch den Advent – bleib‘ wohlauf und dem Leben verbunden!

  • Das schmeckt nach Mee(h)r!

    Fünf Tage Auszeit unter Segeln an Bord der Tijdgeest – das schmeckt definitiv nach Mee(h)r!

    Bei ordentlich Windstärke unterwegs – nur Fliegen ist schöner! 🙂

    …. und dann muss man ja auch noch Zeit haben,

    einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen,

    den Wind im Gesicht zu spüren und die Gedanken auf Reisen zu schicken,

    den Blick über die Weite des Meeres ziehen zu lassen und das Rauschen der Wellen zu hören,

    tief durchzuatmen, die inneren Knoten zu lösen und Freiraum zu spüren,

    zu träumen, zu schweigen, zu danken,

    lebensverbunden im Hier und Jetzt zu sein.

  • lebens.verbundene Bergmomente

    “Viele Wege führen zu Gott, einer geht über die Berge.”

    Reinhold Stecher

    So lässt sich wohl eine Woche Schweizer Bergzeit in einem Satz zusammenfassen. Umgeben von zahlreichen 3000er-Gipfeln und Gletschern hat es mich wieder mal für eine Woche in die Weite der Berge gezogen. Eine kleine humorvolle und erkenntnisreiche Rückschau in Wort und Bild findet ihr hier:

    • Essen gehen bekommt in den Bergen eine ziemlich hohe wortwörtliche Bedeutung. Und wenn die Heidelbeeren mal wieder länger im Ofen brauchen, schmeckt auch der Apfelkuchen…..mit Schlag bitte!
    • Alpines Lernen, Teil I: Wortbilder helfen! Beim Laufen über den Nasen…..ähm Bergrücken kann frau auch schon mal die Nase laufen.
    • Ein Päuschen mit Aussicht in Ehren kann frau nicht verwehren.
    • Kompassübungen – Erkenntnisse:
      • Der Kompass, (fast) immer ein Ass im Rucksack! Für was so ein Steintisch nicht alles herhalten muss, Übung macht die Meisterin.
      • Wo, bitteschön, geht’s hier zur Orientierung?
      • Hilfslinien waren im Musikunterricht auch schon nur so semi….
      • Seitlich einschneiden klingt wie rückwärts einparken. Fühlt sich auch so an. Zumindest im Köpfchen.
      • …..darauf noch ein Murmeltierpfiff!
    • Trocken-Toilette – auch eine Erfahrung. In mehrerlei Hinsicht.
    • Ein Gletscher plätschert. Zum Glück war frau vorher nochmal auf’m Trocken-WC….
    • 3000 Höhenmeter – und nicht nur die Lungenbläschen laufen auf Hochtouren!
    • Obacht, Gletscherspalten! Immer schön den blauen Stangen nach, denn: Kneip(p)en ist erst heute Abend angesagt.
    • Rauschende Gletscherwasser beleben neblig-sprühend nach einem langen Wandertag und bringen nicht nur den Lockenkopf in Schwung…..einfach berauschend!
    • Unzählig viele Rinnsale und Bäche von abtauenden Gletschern bringen frau ganz schön ins Nachdenken. Der Klimawandel ist deutlich sichtbar und hörbar. “Alle meine Quellen entspringen in dir” – wie lange noch?
    • Heutiger Tageskalorienverbrauch: 27040 kcal. Entspricht ungefähr der gleichen Anzahl Pommes.
    • Wenn frau Kreislauf hat, muss sie dann eigentlich im Kreis laufen?
    • Zwischenstopp auf dem Spielboden: Das Murmeli, das Murmeli! Können Murmelis eigentlich an Überfütterung sterben? Oder verlängert sich deren Winterschlaf automatisch um x Futtereinheiten? Letzteres – eine durchaus sympathische Vorstellung!
    • Wandernd klettern,wo Steinböcke zuhause sind – ein Träumchen!
    • Den ersten Gipfel des Tages kann frau auch schon mal um 11 Uhr erreichen. Also Berggipfel. So manches andere hier ist auch der Gipfel.
    • Beim Abstieg machen sich endlich auch die Gliedmaße eines laufenden 1,85m nützlich. Erst recht beim Klettern können Arme und Beine hilfreich sein. Und der Po erst!
    • Abstieg geschafft – wo bitteschön geht’s zur nächsten Hütte? Ein Kuchen geht immer noch. Der ist kalorientechnisch auch hart verdient.

    Fazit:

    MÜDE.
    GESEGNET.
    GLÜCKSSATT.
    UNENDLICH DANKBAR.

    Mehr lebens.verbundene Bergmomente gibt’s im aktuellen Newsletter. Hier kannst du dich dazu anmelden.

  • Montafoner Berg.Zeit

    „Ich gebe Euch wieder Zukunft und Hoffnung.“

    — Jeremia 29,11

    Nach einer Woche Montafoner Höhenbergluft haben mich nun die tieferen Talgefilde wieder. An die Alltagsluft hier unten muss ich mich erst wieder gewöhnen – und nach so vielen Wandermetern in Bergschuhen will auch das Barfußlaufen wieder neu gelernt werden. Die Auszeit in der Stille und in der Weite der Berge hat gut getan und nicht nur meine Füße, sondern auch Herz und Kopf auf Wanderschaft gehen lassen – diesmal sogar blasenfrei (zumindest die Füße). Und so manche Hütteneinkehr und gefühlte mehrere tausend Kilokalorien Kaiserschmarrn haben für die nötige Erdhaftung beim Bergabstieg gesorgt.

    In mir drin klingen diese Tage nach und so viele Eindrücke, Gedanken und Ideen müssen sich erst einmal setzen. Ein wenig herzklopfende Unruhe bleibt während Weitblicke und Innenblicke sich sortieren und sich nach und nach zu neuen Bildern zusammenfügen. Dankbarkeit wächst und die tiefe Erfahrung eines Stücks mehr an Lebens.Verbundenheit lässt sich erahnen.

    Und wo die Worte fehlen, sprechen Bilder für sich: